Stationen der Georg-Elser-Forschung
1946 |
Martin Niemöller,
Pastor und Widerstandskämpfer, berichtet vom "SS-Unterscharführer Georg Elser",
der das Bürgerbräuattentat "auf Hitlers persönlichen Befehl durchzuführen hatte."
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Die britischen Presse berichtet, die
Union Time habe das
Bürgerbräuattentat finanziert, die deutsche Widerstandskämpferin
Hilda Monte habe es organisiert und ein unbekannter "A" habe es ausgeführt.
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Hans Bernd Gisevius, der mit dem
ehemaligen Kripochef Arthur Nebe, der 1939 gegen Elser ermittelt hatte, befreundet war, ist der erste Verfechter der
Alleintäterschaft Elsers.
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1948 |
Allen Welsh Dulles,
späterer CIA-Direktor und während des Zweiten Weltkriegs Geheimagent des OSS in der Schweiz,
besaß ausgezeichnete Informationen über den deutschen Widerstand, nicht aber im Fall Elser.
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1949 |
Hans Rothfels, Historiker,
hält es für "doch wohl keine Frage, dass die Installation einer Höllenmaschine nicht ohne Hilfe der Gestapo möglich
gewesen ist."
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1950 |
Sigismund Payne Best,
ehemaliger britischer Geheimdienstoffizier, berichtet in seinen Memoiren, Elser sei nach eigenen Worten vor dem
Attentat im KZ Dachau eingesessen und dort für den Einbau der Bombe angeworben worden.
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1951 |
Henry Picker, Jurist, berichtet
von den Tischgesprächen im Führerhauptquartier, Hitler sei von der Mitwisserschaft
Otto Strassers und
der niederländischen und britischen Regierung überzeugt gewesen.
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1952 |
Alan Bullock, britischer Historiker,
schreibt in der weltweit ersten Hitler-Biographie, "das Attentat auf Hitler wurde in Wahrheit von
der Gestapo organisiert," und beruft sich dabei auf Best (1950).
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1954 |
Gerhard Ritter, Historiker,
schreibt vom Bürgerbräuattentat, "dessen Inszenierung durch Himmlers Organe
als Propagandatrick heute kaum noch zweifelhaft ist."
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Nikolaus Naaff, Landgerichtsrat, schließt die 1950 begonnenen Ermittlungen der Münchner Staatsanwaltschaft
zum Fall Elser ab. Er stellt fest, dass Georg Elser von SS-Oberscharführer Theodor Bongartz hingerichtet worden war und trägt eine Vielzahl von Aussagen zusammen.
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1956 |
Walter Usslepp, ehemaliger SS-Unterscharführer
und Aufseher im KZ Sachsenhausen, berichtet in "Heim und Welt", Elser sei nach eigenen Worten von Hitler
beauftragt worden, im Bürgerbräukeller eine Zeitbombe einzubauen.
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Erwin Roth, Journalist, versucht als
Pionier der Elser-Forschung über die Befragung von Zeitzeugen die Wahrheit herauszufinden.
Er erbringt den Nachweis, dass Usslepps Behauptungen mit der Wirklichkeit nicht in Einklang stehen.
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Walter Schellenberg, ehemaliger
SD-Geheimdienstchef, schreibt in seinen posthum erschienenen Memoiren ausführlich über das Attentat und dass er
bereits 1939 ein Zusammenspiel Best-Stevens-Elser für ausgeschlossen hielt.
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1959 |
Günter Peis, Journalist, veröffentlicht in der Wochenzeitung "Bild am Sonntag" eine
8-teilige Serie über Georg Elser. Er kommt zum eindeutigen Ergebnis,
dass Elser entgegen allen bisher kursierenden Gerüchten ein Einzeltäter war.
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1960 |
William L. Shirer, amerikanischer Journalist und
Historiker folgt in seinem in mehrere Sprachen übersetzten Standardwerk "Aufstieg und Fall
des Dritten Reiches" der Deutung des selbstinszenierten Attentats.
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1962 |
Jacques Delarue, französischer Schriftsteller,
bezeichnet Elser in seinem in mehrere Sprachen übersetzten Standardwerk "Die Geschichte der Gestapo" als
zweiten van der Lubbe und beruft sich dabei auf Best (1950).
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1964 |
Lothar Gruchmann, Historiker,
entdeckt in den Akten des ehemaligen Reichsjustizministeriums das 203 Seiten umfassende
Protokoll
von Elsers 5-tägiger Vernehmung durch die Gestapo in Berlin. Veröffentlichung 1970.
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Ernst Petry und Günter Peis, Journalisten,
veröffentlichen im "Stern" eine 3-teilige Serie über Georg Elser. Sie publizieren Teile des
Verhörprotokolls sowie die Theorie, Elser sei Mitglied einer "kommunistischen Troika" gewesen.
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1969 |
Anton Hoch, Historiker,
untersucht in den "Vierteljahrsheften für Zeitgeschichte" die Gerüchte
über Hintermänner Elsers und weist auf Basis der Verhörprotokolle und Aussagen von Zeitzeugen die Alleintäterschaft nach.
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Rainer Erler, Regisseur und Filmproduzent, drehte
den dokumenarischen Spielfilm "Der Attentäter", der u.a. mit dem Grimme-Preis in Gold ausgezeichnet
wurde.
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1973 |
Joachim C.Fest, Historiker, handelt in seiner 1438-seitigen
Hitler-Biographie das Attentat mit nur einem Satz ab, ohne den Namen Elsers überhaupt zu erwähnen.
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1974 |
André Bogaert, Professor an der Université
catholique de l'Ouest in Angers, schreibt in Frankreich
unter dem Titel "Un homme seul contre Hitler" die weltweit erste Biografie über Georg Elser.
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1975 |
Joseph Peter Stern, britischer Literaturwissenschaftler,
bezeichnet in seinem Buch "Hitler: The Führer and the People" Georg Elser als "Hitlers wahren Antagonisten".
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1976 |
John Toland, amerikanischer Historiker,
geht in seiner Hitler-Biographie ausführlich auf das Attentat ein, stellt aber auch die nachweislich falschen Behauptungen
von Best (1950) dar.
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1981 |
Will Berthold, Sachbuchautor,
stellt 42 Attentate auf Hitler vor, von denen nur zwei Widerstandskämpfer (Elser und Stauffenberg) ihre Bomben
tatsächlich zur Explosion brachten.
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1987 |
Ulrike Albrecht, Kunsthistorikerin,
veröffentlicht anlässlich der Ausstellung "Das Attentat" in München-Haidhausen, wo früher
der Bürgerbräukeller stand, eine ausführliche Dokumentation.
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1988 |
Der Georg-Elser-Arbeitskreis wird gegründet und veröffentlicht ein Jahr später im Eigenverlag eine umfangreiche
Elser-Dokumentation.
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1989 |
Helmut Ortner,
Schriftsteller, veröffentlicht eine Elser-Biographie auf dem aktuellen Stand der Elser-Forschung. Zum
Persönlichkeitsschutz ersetzt er Namen von Zeitgenossen Elsers mit Pseudonymen.
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Rolf Hochhuth,
Schriftsteller, veröffentlicht einen Aufsatz über Elser, in dem er u.a. auch die
Erinnerungen des SD-Geheimdienstchefs
Walter Schellenberg und
des Psychiaters Oswald Bumke zum Thema Elser bekannt macht.
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1995 |
Günter Peis, Journalist, verbreitet
in einer von Axel Kintzinger im "Focus" veröffentlichten
Reportage die Theorie, der Befehl zur Liquidierung Elsers sei eine Fälschung. Elser sei Opfer einer
"Dachauer Verschwörung" gewesen.
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1996 |
Gottfried Odenwald, Nervenarzt in Heidenheim,
schreibt einen Aufsatz, demzufolge der in Königsbronn geborene Schweizer Geschäftsmann Karl Kuch Drahtzieher Elsers
gewesen sein soll.
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1997 |
Peter Steinbach und Johannes Tuchel,
Gedenkstätte Deutscher Widerstand, veranstalten in Berlin die Sonderausstellung
Ich habe den Krieg verhindern wollen
mit zahlreichen Bild- und Textdokumenten.
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1998 |
In Königsbronn wird die
Georg Elser Gedenkstätte
eröffnet. Sie übernimmt die Berliner Sonderausstellung auf Dauer und ergänzt sie mit weiteren historischen Funden.
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1999 |
Hellmut G. Haasis,
Schriftsteller, legt eine Elser-Biographie vor, die den Stand der Elser-Forschung ausführlich und lebendig aufbereitet.
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Günter Randecker, Historiker, macht
in seinem Elser-Buch das komplette
Verhörprotokoll als Faksimile
zugänglich.
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Lothar Fritze, Historiker, stößt
in der Frankfurter Rundschau, indem er sich wundert, "mit welcher Selbstverständlichkeit ein
Mann geehrt wird, obwohl der den Tod von acht Menschen schuldhaft verursacht hat," eine heftige
Diskussion an.
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2000 |
Ulrich Renz, Journalist, veröffentlicht den von ihm im Schweizerischen Bundesarchiv Bern in dem Dossier über
Georg Strasser entdeckten Schweizer Ermittlungbericht
zum Fall Elser.
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Ian Kershaw, britischer Historiker,
geht im zweiten Band seiner insgesamt über 2.300 Seiten starken Hitler-Biographie auf Basis
des inzwischen erreichten Standes der Forschung sehr ausgiebig auf Elser ein.
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2001 |
Christian Graf von Krockow, Historiker, stellt in seinen
"Porträts berühmter deutscher Männer" Georg Elser neben u.a. Martin Luther, Friedrich Wilhelm I., Immanuel Kant,
August Bebel, Reinhard Heydrich und Helmut Kohl.
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Georg Vollmer, Steinbruchbesitzer,
präsentiert eine Theorie, nach der Secret Service, Otto Strasser, Karl Kuch, Himmler und Heydrich
die Drahtzieher Elsers waren: Die einen wollten Hitler, die anderen wollten Heß beseitigen.
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2003 |
Ralf Georg Reuth, Historiker, beschreibt
in seiner drei Jahrzehnte Jahre nach Fest erschienenen Hitler-Biographie das Attentat in einem ausführlichen Abschnitt.
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Sven Felix Kellerhoff, Historiker,
stellt mehr als sechzig Attentäter der Weltgeschichte vor und ordnet Georg Elser in die Kategorie der "Idealistischen
Einzeltäter" ein.
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2004 |
Guido Knopp, Historiker, stellt in seiner vierteiligen
ZDF-Dokumentarreihe "Sie wollten Hitler töten" Vertreter des Widerstands vor. Der erste Teil mit dem Titel
"Der einsame Held" behandelt Georg Elser.
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2005 |
www.georg-elser-arbeitskreis.de,
die neue Website des Georg-Elser-Arbeitskreises entwickelt sich zu einem umfassenden
Archiv über den Widerstandskämpfer. Ende 2006 sind 350 Dokumente abrufbar.
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Henri A. Bulhof, niederländischer Geschichtsforscher,
stellt seine bisher unveröffentlichte Best-Biografie vor, derzufolge Georg Elser bei einem Treffen mit Best und Strasser
in Zürich 4.000 RM erhalten habe.
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2006 |
Die Georg-Elser-Initiative Bremen gibt einen
Essayband heraus,
in dem Georg Elser in 19 Beiträgen aus unterschiedlichen Perspektiven im Lichte der neuesten Forschung beleuchtet wird.
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Karl Heinz Roth, Historiker,
stellt sie These auf, Elser habe 'proletarische Sympathisanten' gehabt.
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2008 |
Peter Koblank publiziert eine Online-Essay-Sammlung,
die künftig erweitert wird und mit der er Lücken der Elser-Forschung schließen will.
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Peter Steinbach und Johannes Tuchel
sind Autoren einer neuen, von der Ernst Freiberger-Stiftung publizierten Biographie über Elser.
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2009 |
Peter Koblank veröffentlicht die
ursprünglich bis 2015 gesperrte Geheimakte "Venlo Incident" der britischen Regierung.
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Lothar Fritze, Historiker, greift in seinem
Buch "Legitimer Widerstand? Der Fall Elser" seine bereits 1999 sehr kontrovers diskutierte
Kritik am Elser-Attentat wieder auf.
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Das Protokoll
von Elsers 5-tägiger Vernehmung durch die Gestapo in Berlin erscheint als Faksimile-Ausgabe.
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Hellmut G. Haasis,
Schriftsteller, legt eine zweite, völlig überarbeitete und stark erweiterte Auflage seiner Elser-Biographie vor.
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Ulrich Renz,
Journalist, veröffentlicht eine kompakte Elser-Biographie als Band 7 in der Reihe "Prägende Köpfe aus dem Südwesten".
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= Steht im Widerspruch zum heutigen Wissenstand der Elser-Forschung | |
= Stimmt mit dem heutigen Wissenstand der Elser-Forschung überein | |
= Wichtiger Meilenstein der Elser-Forschung |
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