Heute werden Straßen nach ihm benannt, Schulen sogar. Denkmale werden ihm gesetzt, wie zuletzt in
Konstanz anlässlich des 70. Jahrestages seines Attentats auf Adolf Hitler am 9. November 1939 in München.
Georg Elser wird heute nicht mehr verschwiegen, er ist in aller Munde.
VON EDGAR BASSLER
Ulrich Renz: Georg Elser - Ein Meister der Tat, DRW Verlag Weinbrenner, Preis: 12,90 Euro
Dieser einfache Mann
aus dem Volk, ein Schreiner von der Schwäbischen Alb, der in dreißig langen Nächten unbemerkt
eine Sprengladung im Saal des "Bürgerbräukellers" einbaute, gehört heute zu den
anerkannten Widerstandskämpfern gegen die Hitler-Diktatur. Doch zu dieser Anerkennung hat
es lange Zeit und viele Mühen gebraucht.
Wie es zu dieser Wandlung in der öffentlichen Beurteilung der Tat des Georg Elser kam, wer dieser Mann war und welche Motive ihn bei seinem Anschlag leiteten, das hat der Journalist Ulrich Renz in seinem kürzlich erschienenen Buch dargelegt. Auf wenig mehr als 100 Seiten hat Renz neue Erkenntnisse über die Geschichte des Widerstands zusammengefasst und ein anschauliches und stimmiges Bild des entschiedenen Kriegsgegners Elser gezeichnet.
Den Entschluss zu seiner Tat fasste Elser im Herbst 1938, ein Jahr vor dem Überfall Deutschlands auf Polen, nach einem langen und quälenden Entscheidungsprozess, schreibt Renz. Mit wachen Augen und durch eigenes Erleben hatte Elser die Verarmung der Menschen im Reich, die Vernichtung der Juden und Regimegegner und die Kriegsvorbereitungen des Führers verfolgen können. Hitler bedeutete Krieg, das war für Elser offenkundig. Den Krieg zu verhindern war nur durch die Vernichtung Hitlers möglich. Diesem Ziel ordnete der bis dahin umgängliche, gesellige und musikalisch begabte Elser sein ganzes weiteres Leben unter.
Niemand sollte durch ihn in Gefahr geraten. Geradezu pedantisch tüftelte der Schwabe seine Höllenmaschine aus. In größter handwerklicher Präzision baute er nächtelang an seinem- Bombenversteck. Und noch bevor die Bombe explodiert war, wollte er über Konstanz in die Schweiz fliehen.
Doch es kömmt anders. Beim Versuch, am Abend des 8. November 1939 in Konstanz die grüne Grenze zur Schweiz zu passieren, fällt er Grenzbeamten auf, die ihn wegen widersprüchlicher Angaben verhaften. Eine dreiviertel Stunde nach seiner Verhaftung explodiert Elsers Höllenmaschine. Es gibt Tote, Hitler lebt. Er hatte den Keller Minuten zuvor verlassen. Rasch wird klar, wer da in Konstanz verhaftet worden ist.
Fünfeinhalb Jahre später wird Georg Elser am 9. April 1945 im Konzentrationslager Dachau hingerichtet, einen Monat vor Kriegsende.
Einen "Meister der Tat" nennt Ulrich Renz den Attentäter Georg Elser. Wer sich über den aufrechten Schwaben voller Weitsicht und Einsicht informieren will, erhält dafür in Renz' Büchlein eine vorzügliche Grundlage.