Attentat im Bürgerbräukeller

Hitlers Tischgespräche im Führerhauptquartier am 26.3.1942

Von Henry Picker


Er meinte dann zum Münchener Attentat im Bürgerbräukeller, dass der gefasste Mann sehr gerissen sei. Er sage genau nur so viel aus, als man bereits anderweit festgestellt habe, wobei doch feststehe, dass damals Otto Strasser 123 in der Schweiz gewesen wäre und bereits ein Interview darüber abgegeben habe, dass Hitler und Ribbentrop ausgelöscht würden. Auch der holländische Ministerpräsident 124 und Herr Eden, Englands Außenminister, hätten von der Sache gewusst, wie sich aus ihm - dem Führer - vorliegendem Material ergebe.

Das Münchener Bürgerbräukeller-Attentat erfolgte am 8. November 1939. Der Attentäter, der Schreiner Georg Elser, wurde bei der Flucht in die Schweiz festgenommen und im April 1945, ohne Prozess im KZ exekutiert. Himmler führte im FHQu eine Film-Dokumentation über die Aufklärung des Attentats vor. Das Höllenmaschinen-Attentat hatte den Teil des Bürgerbräukellers, wo Hitlers Rednerpult stand, zum Einsturz gebracht. Es gab zahlreiche Tote sowie viele Schwerverletzte, darunter den Vater von Eva Braun. Ein Stück Bronze in Elsers Tasche, das mit der Legierung seiner Höllenmaschine identisch war und die - aus der Schwarzwälder Uhr seiner Münchner Schwester für die Höllenmaschine ausgebauten - Rädchen überführten ihn so eindeutig, dass er gestand, weisungsgemäß ein Doppel seiner Höllenmaschine baute und seinen französischen Geldgeber preisgab. Angeblich handelte dieser im Auftrag des britischen Geheimdienstes; jedenfalls war das Hitlers Version uns gegenüber.

123 Otto Strasser war bis Mitte 1930 als Pressemann Mitkämpfer, dann scharfer Gegner Hitlers. Er hatte mit seinem Bruder Gregor Strasser am 1. März 1926 den "Kampfverlag" in Berlin gegründet, in dem sieben (später: acht) NS-Wochenzeitungen erschienen.
124 Dirk Jan de Geer.

Quelle: Henry Picker, Henry Picker: Hitlers Tischgespräche im Führerhauptquartier, 1951


Henry Picker mit Adolf Hitler Henry Picker (* 1912 in Wilhelmshaven) wurde 1937 Vorsitzender des Obersten Gerichts der Hitlerjugend. Trotz des Einspruchs seines Intimfeindes Himmler wurde er im März 1942 zum Juristen des Führerhauptquartiers berufen. Als Dank für die in Pickers Elternhaus seit 1929 genossene Gastfreundschaft bestimmte Hitler ihn zu seinem "ständigen Tischgast".

Während der Tischgespräche im Kreise seiner wichtigsten Mitarbeiter in den verschiedenen Führerhauptquartieren sprach Hitler - meist in Form eines Monologs - über die verschiedensten Themen aus Politik, Verwaltung, gesellschaftlichen Fragen, aber auch zu Kunst und Kultur, Religion und Kirchen, der Rolle der Frau und gab Einblicke in sein Geschichts- und Weltbild.

Picker liefert mit seinen Mitschriften der Tischgespräche zwischen 21.7.1941 und 31.7.1942 eine der umfassendsten Quellen von Äußerungen des Führers in engster Runde. Die Erstveröffentlichung von Hitlers Tischgesprächen im Jahre 1951 wurde als "publizistische Weltsensation" (Der Spiegel) gefeiert.