Bürgerbräukeller in München nach der Explosion von Georg Elsers Zeitbombe am 8. November 1939. Quelle: Illustrierter Beobachter 16.11.1939
Georg Elser: Die Opfer des Attentats
Am 8. November 1939 beendete Adolf Hitler seine Rede im Bürgerbräukeller in München um 21:07 Uhr. Zusammen mit der NS-Führungsspitze und den meisten der insgesamt fünfzehnhundert bis zweitausend Gäste verließ er das Gebäude.
Georg Elser befand sich zu diesem Zeitpunkt zweihundert Kilometer weit weg an der Schweizer Grenze in Konstanz. Seine Zeitbombe explodierte exakt zu der von ihm eingestellten Uhrzeit.
Um 21:20 Uhr verwüstete die Explosion den Saal, in dem sich zu diesem Zeitpunkt hundertzwanzig bis hundertfünfzig Männer und Frauen aufhielten, die den Saal zum Teil erst nach der Veranstaltung betreten hatten.
Es gab acht Tote und 57 Verletzte, davon fünfzehn schwer, zwölf erheblich und dreißig geringfügig.
Acht Tote | |
1 | Maria Henle 30 Jahre, Aushilfskellnerin bei größeren Veranstaltungen im Bürgerbräu, hinterließ Ehemann und zwei kleine Kinder. |
2 | Michael Wilhelm Kaiser 50 Jahre, langjähriger Hitler-Anhänger, SA-Sturmhauptführer (entspricht Hauptmann), Stellv. Führer der NSKK-Motorstandarte 86. |
3 | Emil Kasberger 54 Jahre, langjähriges NSDAP-Mitglied, Flötist beim Gaumusikzug des Traditionsgaus München-Oberbayern, hinterließ Frau und heranwachsende Tochter. |
4 | Franz Lutz 53 Jahre, langjähriger Hitler-Anhänger, SA-Sturmhauptführer (entspricht Hauptmann). |
5 | Leonhardt Reindl 57 Jahre, seit 1923 NSDAP-Mitglied, Inhaber des grünen Dauerausweises für Alte Kämpfer. |
6 | Eugen Schachta 32 Jahre, SA-Mitglied, Haupteinsatzleiter beim Reichsautozug, war im Saal für Auf- und Abbau technischer Apparaturen zuständig, seit elf Monaten verheiratet. |
7 | Michael Schmeidl 73 Jahre, NSDAP-Mitglied, Alter Kämpfer, Oberamtmann a.D., wurde schwer verletzt und erlag ein paar Tage später seinen Verletzungen. |
8 | Wilhelm Weber 37 Jahre, SA-Mitglied, Reichsautozug, war im Saal für Auf- und Abbau technischer Apparaturen zuständig, hinterließ Frau und zwei kleine Kinder. |
27 stationär aufgenommene Verletzte (Fünfzehn schwer und zwölf erheblich verletzt) | |
1 | Richard Bachfischer Elektriker, Neuaubing bei München. |
2 | Anna Blank Kassiererin, München. |
3 | Josef Böswirth München, ist erst nach Beendigung der Kundgebung in den Saal gegangen. |
4 | Maria Dietenberger Kassiererin, München. |
5 | Albert Eckebrecht Ingenieur beim Reichssender München. |
6 | Zenta Egger Kassiererin, München. |
7 | Emil Faetsch Kaufmann in München, Blutordensträger, SA-Regiment München. |
8 | Karl Fischer Versicherungsangestellter, München, Blutordensträger. |
9 | Anneliese Gawenat München, hat sich nach Schluss der Kundgebung den Saal angesehen. |
10 | Anton Gruber Buchbinder, Angehöriger der SA-Schützenstandarte I, ist erst nach Beendigung der Kundgebung in den Saal gegangen. |
11 | Elise Heuschmann Kassiererin, München. |
12 | Christian Himmler Techniker beim Reichsautozug. |
13 | Karl Hundt SS-Unterscharführer (entspricht Unteroffizier), München. |
14 | Bartholomäus Ippisch SS-Oberscharführer (entspricht Feldwebel), München, beim Mikrofonschutz tätig gewesen. |
15 | Hans Lenz Ortsgruppenleiter in München-Pasing, Blutordensträger. |
16 | Johanna Liesecke Kassiererin, München. |
17 | Herbert Müller Kaufmann, München. |
18 | August Ortner Lehrer, zur Zeit Soldat, Dunzweiler (Saarpfalz). |
19 | Franz Reder Wachtmeister (entspricht Unteroffizier) der Wehrmacht in München, Dauerausweis-Inhaber, Kompanie Jungsturm. |
20 | Jakob Royer Ingenieur, Planegg bei München, Blutordensträger, SA-Regiment München. |
21 | Hildegard Schirmer Gymnastiklehrerin. |
22 | Wolfgang Schmuckert Medizinstudent, München. |
23 | Max Schultz Zahnarzt, München, ist erst nach Beendigung der Kundgebung in den Saal gegangen. |
24 | Theodor Thenn Kassenführer, München, Blutordensträger. |
25 | Willi Tietz Aufsichtsbeamter, Berlin-Britz. |
26 | Josef Werberger Elektromeister, SS-Obersturmführer (entspricht Oberleutnant), München. |
27 | Emil Wipfel Dipl.-Ing. beim Reichsautozug München. |
Dreißig ambulant behandelte Verletzte | |
Namentlich ist nur die Kellnerin Maria Strobl bekannt, die zu den dreißig ambulant Behandelten mit "unbedeutenden Verletzungen" gehörte. | |
Maria Strobl Kellnerin, München. Interview im Jahre 1959: Man gibt mir immer wieder Spritzen. Aber die helfen auch nicht. Man hat es schon oft probiert. Das Dröhnen bleibt. Es wird mich immer an diese schrecklichen Minuten von damals erinnern. Solange ich lebe. Die Ärzte glauben auch nicht mehr daran, dass es in meinem Kopf jemals wieder still werden wird. Die Detonation der Bombe hatte mein Trommelfell zerstört. Meine linke Kopfseite dröhnt seither wie ein Express im Tunnel. Und am Sonntag, am 8. November, sind es genau 20 Jahre, dass dieses Dröhnen begann. Ich werde an diesem Abend wieder weinen. Weinen um meine Gesundheit, die ich beim Hitler-Attentat im Bürgerbräu-Keller unschuldig verloren habe. mehr... |
Quellen
Die "Münchner Neueste Nachrichten" berichteten am 10. November 1939 über die zunächst sieben Toten.
Dreißig Verletzte konnten bereits nach ambulanter Behandlung mit "unbedeutenden Verletzungen" nach Hause entlassen werden.28 Verletzte wurden im Krankenhaus Schwabing, im Krankenhaus r. d. Isar und in der Chirurgischen Klinik stationär aufgenommen. Davon waren sechzehn "schwerverletzt". Von diesen sechzehn ist Michael Schmeidl ein paar Tage später verstorben und daher bei den nunmehr acht Toten mitzuzählen. Übrig bleiben 27 stationär aufgenommene Verletzte, darunter fünfzehn "schwerverletzt".
Nach dieser Zählung waren es acht Tote und 57 Verletzte (fünfzehn schwer, zwölf erheblich und dreißig geringfügig). Dies weicht etwas ab von den sonst immer in der Literatur genannten "acht Toten und 63 Verletzten, davon sechzehn schwer".
Münchener Neueste Nachrichten 10.11.1939 Vergrößerte Ansicht
Zu Michael Schmeidl (Nr. 7 der acht Toten, Nr. 26 der 28 Verletzten im obigen Presseartikel), der ein paar Tage später seinen Verletzungen erlag, erhielt der Georg-Elser-Arbeitskreis am 20. Februar 2024 vom Institut für Bayerische Geschichte der LMU München per E-Mail folgende Information: Michael Schmeidl wurde am 13. März 1866 in München geboren. Er trat laut eigenen Angaben am 7. August 1923 und abermals am 15. Mai 1925 in die NSDAP ein. Zwischenzeitlich war der in Solln (seit 1938 Stadtteil von München) wohnhafte Schmeidl Angehöriger des Bezirkstages München.
Staatsakt am 11.11.1939 für die Opfer des Attentats
Wenn das Elser-Attentat Erfolg gehabt hätte
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