Das aufgebrochene Tor
Von Martin Niemöller, Pfarrer
Es handelt sich um die brüderliche Anrede an Brüder im Amt; denn den Gefangenen, die nicht Pfarrer waren, war der Besuch der Gottesdienste nicht gestattet; ihnen konnte nur hier und da mal im Verborgenen ein stärkendes Wort zugeraunt oder zugeflüstert werden.*)
Und eben darin wird die eigentliche und tiefste Not unseres Gefangenseins offenbar: es gab für uns praktisch keine Möglichkeit mehr, unser Amt an alle Welt auszurichten. Was aber blieb, war der Auftrag des Herrn, uns "mit solchen Worten untereinander zu trösten".
*) Der Pfarrerblock war von dem übrigen Lager durch ein Drahtzauntor getrennt, welches Tag
und Nacht geschlossen, erst von den einrückenden Amerikanern zur allgemeinen Benutzung geöffnet wurde. Darauf
nimmt der Titel des Buches Bezug. Der Herausgeber.
Quelle: Martin Niemöller, Das aufgebrochene Tor - Predigten und Andachten gefangener
Pfarrer im Konzentrationslager Dachau, München 1946, S. 3
Martin Niemöller: SS-Unterscharführer Georg Elser
Martin Niemöller: Briefwechsel mit Georg Elsers Mutter
Martin Niemöller: Angaben für die Münchener Ermittlungen
Martin Niemöller: Das aufgebrochene Tor
Ulrich Renz: Der Fall Niemöller
Georg Elsers Hinrichtung