Georg Elser in Manzell

Von Mai bis August 1925 als Schreinergeselle bei Dornier
Dornier

Manzell ist ein Ortsteil von Friedrichshafen am Bodensee. Am Seeufer, wo sich heute das Werk 2 der MTU Friedrichshafen befindet, befanden sich seit 1923 die Dornier Metallbauten GmbH, ab 1938 Dornier-Werke GmbH.

Im Sommer 1925 war Georg Elser dort von Mai bis August 1925 als Schreinergeselle beschäftigt, nachdem er zuvor ein paar Wochen in Bernried gearbeitet hatte.

Dort sowie wegen des Bauverbotes durch die Versailler Verträge in Dependancen in der Schweiz und in Italien wurden 1925 die Flugboote der Dornier Wal-Baureihe gebaut. Mit zwei derartigen Flugzeugen startete 1925 der Polarforscher Roald Amundsen zum Nordpol. 1926 - ein Jahr vor Charles Lindberghs Transatlantik-Einzelflug - flog der Flugpionier Ramón Franco mit einer "Wal" von Spanien nach Buenos Aires.

Flugboot Dornier J "Wal" 1926. Quelle: Bundesarchiv Bild 102-00857

Elser war bei Dornier im Propellerbau beschäftigt. Die Flugboote waren zwar Metallkonstruktionen, doch die Propeller wurden aus Holz gefertigt. Das Holz wurde schichtweise verleimt, grob mit der Kreissäge zugeschnitten und mit hoher Präzision auf die vorgegebene Rundung zurechtgehobelt.

186 cm langer, 5 kg schwerer Holzpropeller aus dem Jahr 1920

1944 wurden die Dornier-Werke in Manzell durch Bombenangriffe weitgehend zerstört. Die Reste wurden von den Franzosen ab 1945 ausgeräumt und 1948 gesprengt.1950 erfolgte ein Neubeginn mit der Produktion von Traktoren durch die Allgaier Maschinenbau GmbH. Nach verschiedenen Übernahmen und Fusionen sitzt dort seit 1969 die Motoren- und Turbinenunion Friedrichshafen GmbH (MTU), die das Gelände als Werk 2 nutzt und inzwischen zur Tognum AG gehört.

MTU Friedrichshafen Werk 2 heute (Ausschnitt)

Im Verhörprotokoll heißt es:

Ich wanderte über Langenargen den Bodensee entlang nach Friedrichshafen und Manzell. Von Bernried bis Friedrichshafen war ich ungefähr 1 Woche zu Fuß unterwegs. Ich übernachtete in Wirtschaften und fragte auf dem Weg verschiedentlich vergeblich nach Arbeit. Auf dieser Wanderschaft war ich immer allein. Gebettelt oder hausiert habe ich weder damals noch später. Die Wirtshausrechnungen habe ich von meinen Ersparnissen bezahlt.

Durch das Arbeitsamt in Friedrichshafen, auf dem ich auch nachfragte, erfuhr ich, dass die Dornier-Werke in Manzell einen gelernten Schreiner suchen. Ich nahm die Stelle an und wurde im Propellerbau beschäftigt. An den Namen des Meisters der Abteilung kann ich mich nicht mehr genau erinnern, ich glaube, er hieß Wapra oder so ähnlich. In dieser Abteilung waren ungefähr 15-20 Leute beschäftigt.

Da ich in nächster Umgebung des Werkes der Fremdensaison wegen kein Zimmer bekam, habe ich mich in Kluftern, einer Ortschaft an der Bahnlinie zwischen Manzell und Markdorf, eingemietet. Ich fuhr jeden Tag mit der Eisenbahn zwischen Manzell und Kluftern hin und her. In Kluftern habe ich in einer Wirtschaft, an deren Namen ich mich nicht mehr erinnern kann, gewohnt. In dieser Stelle habe ich durch Akkordarbeit und viele Überstunden recht gut verdient, jedenfalls mehr als jemals zuvor.

In der Werkstatt lernte ich einen Mitarbeiter namens Leo (?) Dannecker etwas näher kennen. Dannecker wohnte in Markdorf oder in einem nahe bei Markdorf liegenden Ort; Er war wie ich gelernter Schreiner und etwas jünger als ich. Meine sonntäglichen Spaziergänge machte ich aber nicht mit ihm zusammen, sondern immer allein entweder den See entlang, oder in der Stadt Friedrichshafen. Meine Bekanntschaft mit Dannecker war nicht politischer und nicht besonders freundschaftlicher Art. Wir waren fast nur im Betrieb zusammen.

An und für sich gefiel es mir bei Dornier sehr gut. Es war aber Dannecker, der mich dazu überredet hat, die Stelle zu wechseln. Dannecker spielte in seiner Freizeit Klarinette und wollte durchaus nach Konstanz, um dort einem Musikverein beitreten zu können. Schließlich überredete er mich, mit ihm gemeinsam an die Uhrenfabrik in Konstanz um Arbeit zu schreiben. Wir erhielten eine Zusage, kündigten unser bisheriges Arbeitsverhältnis und fuhren eines Tages gemeinsam mit dem Schiff von Friedrichshafen aus nach Konstanz. Ich glaube, dass dies meine erste Schifffahrt auf dem Bodensee war.


Georg-Elser-Landkarte
Verhörprotokoll vom 19.11.1939

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