Georg Elser in Bernried

Von Mitte März bis Anfang Mai 1925 als Schreinergeselle bei Ulrich Wachter
Bernried

Bernried ist ein Ortsteil von Neukirch und liegt in der Nähe des Bodensees etwa zehn Kilometer Luftlinie nördlich von Lindau.

Im Frühjahr 1925 war Georg Elser dort von Mitte März bis Anfang Mai 1925 etwa sechs Wochen lang bei der Schreinerei Ulrich Wachter als Schreinergeselle beschäftigt.

Diese Firma wird heute in der dritten Generation von Nikolaus Wachter als Werkstätte für maßgeschneiderte Einzelmöbel, Objektmöbel und Möbelskulpturen mit exklusivem Design betrieben.

Das Gebäude, in dem die Schreinerei in den 1920er Jahren untergebracht war, existiert noch. Es hatte damals die Anschrift "Bernried 41". Heute lautet die Adresse

Am Dorfbrunnen 5
88099 Neukirch-Bernried

Hier im Erdgeschoss befand sich ursprünglich die Schreinereiwerkstatt Ulrich Wachter. Elser schlief in einer Kammer unter dem Dach dieses Hauses. Heute ist es ein Wohngebäude. Die Möbelwerkstätte Nikolaus Wachter befindet sich in einem modernen Fabrikbau gegenüber.

Im Verhörprotokoll heißt es:

Zu diesem Arbeitsplatz kam ich durch einen Schreiner namens Karl (?) Fischer aus Oberkochen, einer von meiner Heimat ungefähr 6 km entfernten Ortschaft. Diesen Fischer hatte ich anlässlich gelegentlicher Spaziergänge, die ich damals mit meinem Freund Rau unternahm, in der Wirtschaft "Zum Hirsch" in Oberkochen kennengelernt.

Auf Aufforderung von Fischer, dem ich gesagt hatte, dass ich in die Fremde wolle, schrieb ich an den Schreinermeister Wachter, bei dem Fischer schon einmal beschäftigt war, um Arbeit. Ich erhielt eine schriftliche Zusage auf den 15.3.1925. Zu diesem Zeitpunkt fuhr ich mit dem Zug nach Tettnang, ging zu Fuß ungefähr 2 Stunden bis Bernried und trat dort meine Stelle an.

Ich war dort der einzige Geselle und arbeitete mit dem Meister allein zusammen. Ich wohnte im Hause des Meisters in einer Kammer unter dem Dach. Ich war auch dort mit Möbelanfertigungen beschäftigt. Die Arbeit dort sagte mir deshalb nicht recht zu, weil Wachter in seiner Werkstatt außer einer selbstgefertigten Kreissäge keine Maschinen hatte und man z.B. die Hobelarbeiten alle mit der Hand ausführen musste. Außerdem gefiel mir die Ortschaft nicht. Es sind nur einige wenige verstreute Häuser, so dass ich mich viel zu einsam fühlte.

Ich blieb deshalb nur ungefähr 6 Wochen dort und schied nach Kündigung von meiner Seite im Mai 1925 wieder aus. Meister Wachter ließ mich zwar nicht gerne gehen, aber Streit habe ich deswegen mit ihm keinen bekommen.

Während meines kurzen Aufenthaltes in Bernried habe ich keinerlei Freundschaften oder engere Bekanntschaften geschlossen. Als Lohn erhielt ich dort neben freier Kost und Logis vielleicht 8.- bis 12.- RM in der Woche.

Von Bernried wanderte Elser weiter nach Manzell, wo er bei Dornier arbeitete. Sieben Jahre lebte und arbeitete Elser an verschiedenen Orten am Bodensee, bis er im Sommer 1932 wieder in seine Heimat nach Königsbronn zurückkehrte.

In einem Gespräch im April 2009 mit Walter Wachter (* 1921), dem ältesten Sohn von Ulrich Wachter, erinnerte dieser sich, dass nach dem Attentat ein Polizeibeamter in Zivil mit einer Sekretärin für mehrere Tage nach Bernried kam und den Vater intensiv verhörte: Ob er mit Elser über Politik gesprochen habe, mit wem Elser Kontakt gehabt habe und ähnliches.

Weiterhin erinnerte er sich, dass seine Mutter den späteren Hitler-Attentäter als sehr verschlossen bezeichnet habe. Es sei damals üblich gewesen, dass die Gesellen im Haus des Arbeitgebers jeden Tag ihr Mittagessen erhielten; bei dieser Gelegenheit sei es ihr nicht gelungen, mit Elser ins Gespräch zu kommen.

Die von Elser im Protokoll erwähnte Gesellenzimmer unter dem Dach hat Walter Wachter später zusammen mit einem jüngeren Bruder bewohnt.


Georg-Elser-Landkarte
Verhörprotokoll vom 19.11.1939
Website der Möbelwerkstätte Nikolaus Wachter
Website der Gemeinde Neukirch

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