Ich habe oft mit Elser Karten gespielt. Ich habe ihn auch mehrfach im Saal des Bürgerbräu-Kellers gesehen. Aber dass er etwas
Besonderes vorhatte, ist mir nie aufgefallen.
Unsere Gruppe versammelte sich [am 8.11.1939] im Franziskaner-Keller. Dort wurde die Ansprache durch Lautsprecher
übertragen.
Wir wollten uns die Abfahrt der Prominenz ansehen. Leider kamen wir zu spät. Die letzten starteten gerade. Da gingen wir in
den großen Saal.
Der Saal war fast schon leer. Nur einige Durstige saßen noch beim Bier. Und die Mitglieder des Musikzuges
waren noch da. Ich war etwa bis zur Mitte des Saales gekommen, als es einen ohrenbetäubenden Knall gab.
Gleichzeitig ging vor mir etwas zur Erde, was wie ein riesiger Magnesiumschein aussah.
Ich wurde bis zum Saaleingang zurückgeschleudert. Ich spürte, dass mir das Blut über das Gesicht lief.
Im Mund hatte ich
irgendeinen Fremdkörper. Ich nahm ihn heraus. Es hatte die Backe durchschlagen und einige Zähne ausgerissen.
Von den Zerstörungen im Bürgerbräu-Saal habe ich nicht viel wahrgenommen. Aber ich sah, dass das Dach fehlte
und die Sterne hereinleuchteten. Erst da wurde mir bewusst, dass eine gewaltige Explosion stattgefunden hatte.
Im Krankenhaus rechts der Isar stellte man dann fest, dass ich nicht nur mehrere Kopfverletzungen hatte,
sondern auch Splitterwunden am Oberschenkel, in der Brust und am Bauch.
Max Schultz, Zahnarzt, der später durch Adoption den Nachnamen Kirwein-Spielsdorff trug, war seit 1947
Mitglied der NSDAP, nach eigenen Worten mehr oder weniger gezwungen, als Mitläufer.
Er wohnte in unmittelbarer Nähe des Bürgerbräukellers und kam oft zum Essen dorthin. 1939 lernte er dort
Georg Elser kennen. Er war einer der 63 Verletzten von Elsers Attentat.