Pressespiegel zum Münchener Preis für den S21-Gegner Dietrich Wagner

Hermann kritisiert Verleihung des Elser-Preises an Demonstranten

Stuttgart - Nach der CDU im Landtag hat Verkehrsminister Winfried Hermann die Verleihung des Georg-Elser-Preises an den Stuttgart-21-Demonstranten Dietrich Wagner kritisiert. "Es hätte nie passieren dürfen, dass einem Demonstranten mit Wasserkanonen das Auge ausgeschossen wird", sagte der Grünen-Politiker zwar der "Bild". "Gleichwohl ist diese miserable Polizeiaktion unter der Regierung von Ministerpräsident Stefan Mappus nicht vergleichbar mit den diktatorischen Prinzipien im menschenverachtenden Unrechtsstaat unter den Nazis. Das wird durch die Verleihung des Preises aber assoziiert. Das finde ich nicht angemessen."

Auch die CDU kritisiert Verleihung des Preises

Die Georg-Elser-Initiative München hatte Wagner, der bei der Polizeiaktion am 30. September 2010 im Stuttgarter Schlossgarten schwer verletzt worden war, den Preis vor zwei Wochen verliehen. Die Auszeichnung ist nach dem Schreiner Georg Elser (1903-1945) aus Hermaringen (Kreis Heidenheim) benannt, der am 8. November 1939 versucht hatte, Hitler im Münchner Bürgerbräukeller mit einer selbst gebauten Bombe zu töten. Der CDU-Landtagsabgeordnete Bernd Hitzler hatte mit Blick auf die Verleihung des Zivilcourage-Preises an Wagner erklärt: "Darin sieht meine Fraktion eine Verhöhnung der Opfer des Nationalsozialismus."

Quelle: Schwarzwälder Bote 23.11.2011



Preisträger Wagner: "Holocaust - 17. Juni - Stuttgart 21"

[ ... ] "Staatskritisch" sei er schon immer gewesen, sagt Wagner. "Aber das hat mein letztes Vertrauen erschüttert." Wagner redet sich in Rage, versteigt sich, spricht vom "drittschlimmsten Verbrechen der deutschen Geschichte" - er meint den Polizeieinsatz gegen die Demonstranten. Schlimmer sei nur der Holocaust gewesen - und die Niederschlagung des Volksaufstandes in der DDR am 17. Juni 1953.

Natürlich klingt das verrückt. Aber wenn es um die an seiner Blindheit Schuldigen geht, kennt er oft kein Halten. Dann kommt ihm, der sonst so viel überlegt, die Vernunft abhanden. Dann spricht der blanke Ärger. Dann ist er wirklich ein "Wutbürger". Kein edler Zorn. Er kann nicht anders.

In diesen Momenten wissen auch die, die Wagner auf ein Podest stellen, ihn als Held verehren, nicht so recht mit ihm umzugehen. Als er in seiner Dankesrede sagt, dass die "amerikanischen Besatzer in und um Stuttgart" schon drei Tage vor dem harten Polizeieinsatz informiert worden seien und auch die Kanzlerin "ihr Ja zu diesem Verbrechen gegeben habe", versucht selbst die Veranstalterin Hella Schlumberger ihn abzuwürgen. Freundlich, mit einem Blumenstrauß in der Hand, fällt sie ihm ins Wort, doch Wagner ist nicht zu bremsen. Er werde nach Straßburg zum Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte ziehen, kündigt er an. "Die Frage ist, ob der Gerichtshof weniger korrupt ist." [ ... ]

Quelle: Phillip Vetter, S21-Gegner Wagner: Fast blind kämpft er weiter, in: Münchener Merkur 22.11.2011
Vollständiger Artikel: http://www.merkur-online.de/nachrichten/welt/s21-gegner-wagner-fast-blind-kaempft-weiter-mm-1500162.html



Hermann kritisiert Preisverleihung an "S 21"-Demonstranten

In die Kritik an der Verleihung des Georg-Elser-Preises an den verletzten "Stuttgart 21"-Demonstranten Dietrich Wagner stimmt nun auch Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann ein. Es hätte nie passieren dürfen, dass einem Demonstranten "mit Wasserkanonen das Auge ausgeschossen" werde, sagte Grünen-Politiker der "Bild"-Zeitung (Mittwochausgabe) laut Vorabbericht.

"Gleichwohl ist diese miserable Polizeiaktion unter der Regierung von Ministerpräsident Stefan Mappus nicht vergleichbar mit den diktatorischen Prinzipien im menschenverachtenden Unrechtsstaat unter den Nazis", sagte er. Das werde durch die Verleihung des Preises aber assoziiert. Der nach dem Hitler-Attentäter Georg Elser benannte Preis wird seit 2001 alle zwei Jahre für besondere Zivilcourage vergeben.

Quelle: dpad 22.11.2011



Überschwang und Missgriff

[ ... ] Mittlerweile hat sich der Mangel an Anerkennung in Überschwang verkehrt. Das neue "Denkzeichen" in Berlin ist nur das prominenteste unter einem guten Dutzend von Denkmälern. Über vierzig Strassen und Plätze und mindestens drei Schulen tragen Elsers Namen, die Deutsche Post gab eine Briefmarke zu seinen Ehren heraus, und seit 2001 wird der Georg-Elser-Preis für besondere Zivilcourage verliehen.

Den hat zuletzt der Demonstrant Dietrich Wagner erhalten, ein Siebenundsechzigjähriger, den bei Protesten gegen Stuttgart 21 ein Wasserwerfer der Polizei fast blind geschossen hatte. So traurig Wagners Schicksal ist, so wenig lassen sich die Demonstrationen von Stuttgarts Parkschützern mit Elsers Wagnis vergleichen. Man kann das Elser-Gedenken auch entwerten.

Quelle: Joachim Güntner, Der Mut eines schwäbischen Schreiners, in: Neue Zürcher Zeitung 18.11.2011
Vollständiger Artikel: http://www.nzz.ch/nachrichten/kultur/aktuell/der_mut_eines_schwaebischen_ schreiners_1.13347188.html



CDU missfällt Preisvergabe an Wagner


Der Preisträger des Georg-Elser-Preises 2011, Dietrich Wagner, hört vor der Preisverleihung in München einem Besucher zu. Foto: dapd

Stuttgart - Der CDU-Fraktion im Landtag missfällt die Verleihung des Georg-Elser-Preises an den Stuttgart-21-Demonstranten Dietrich Wagner. "Darin sieht meine Fraktion eine Verhöhnung der Opfer des Nationalsozialismus", sagte der CDU-Abgeordnete Bernd Hitzler am Donnerstag in Stuttgart.

Die Georg-Elser-Initiative München hatte Wagner, der bei der Polizeiaktion am 30. September 2010 im Stuttgarter Schlossgarten schwer verletzt worden war, den Preis am Dienstag verliehen. Die Auszeichnung ist nach dem Schreiner Georg Elser (1903-1945) aus Hermaringen (Kreis Heidenheim) benannt, der am 8. November 1939 versucht hatte, Hitler im Münchner Bürgerbräukeller mit einer selbst gebauten Bombe zu töten.

"Georg Elser hat gegen einen Diktator und ein Unrechtsregime gekämpft. Wagner protestierte gegen ein demokratisch legitimiertes Bauwerk. Das ist ein himmelweiter Unterschied", sagte Hitzler. Sein Großvater, ein gestandener Sozialdemokrat, sei im Zusammenhang mit Georg Elser von der Gestapo verhört worden. "Er würde sich im Grab umdrehen, angesichts der Preisverleihung an Herrn Wagner." dpa/lsw

Quelle: Stuttgarter Nachrichten 10.11.2011

Gunnar Schupelius: In Berlin wird Georg Elser geehrt - In München wird seine Heldentat entwertet
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Georg-Elser-Preis vor dem Aus?