Berichterstattung in der Deutsche Zollbeamtenzeitung vom 17.12.1939
Parteigenosse Staatssekretär Reinhardt überreicht den vier Berufskameraden vom
Bezirkszollkommissariat Konstanz (im Bilde von links nach rechts: Parteigenossen Rieger, Zipperer, Traber und Straube)
die ersten Zollgrenzschutz-Ehrenzeichen
Als Ende November die deutschen Zeitungen berichteten, wie der Münchener Attentäter Georg
Elser kurz vor dem Grenzübertritt verhaftet wurde, erfuhr die Öffentlichkeit, dass Beamte des
Bezirkszollkommissariats Konstanz, nämlich der Zollassistent R i e g e r und der Hilfsgrenzangestellte
Z i p p e r e r , die Verhaftung vorgenommen hatten. Unsere Berufskameraden Rieger und Zipperer vom
Bezirkszollkommissariat Konstanz beobachteten auf ihrem Streifendienst am sogenannten Wessenberggarten, der zwischen den
Grenzübergangsstellen Kreuzlinger Tor und Emmishofer Tor liegt, einen Mann, der sich in etwa 15 m Entfernung vom
Schweizer Grenzzaun bewegte. Es war Elser.
Bei seiner Festnahme wies er sich durch eine Grenzkarte aus, die auf sein häufiges Wechseln über die Schweizer Grenze
hindeutete. Die sofort vorgenommene körperliche Durchsuchung Elsers förderte 15 einzelne Dokumente mit Aufzeichnungen
von verschiedenen Munitionsdepots, Lage und Einrichtungen von Rüstungsbetrieben sowie genauen Angaben von
Munitionslieferungen, dazu Teile von komplizierten Geschosszündern und eine Karte des Bürgerbräukellers in
München zutage.
Im Verlauf der Verhandlungen bei der Festnahme Elsers wirkten auch die Berufskameraden Zollsekretär
T r a b e r und Bezirkszollkommissar S t r a u b e aus Konstanz mit. Alle vier Berufskameraden
haben in einem entscheidenden Augenblick in treuester Pflichterfüllung ihren Mann gestanden und dazu beigetragen,
dass dieser Schwerverbrecher dingfest gemacht und der verdienten Strafe zugeführt werden konnte.
Das betonte auch Pg. Staatssekretär R e i n h a r d t , als er am 24. November in Berlin den vier
Berufskameraden als ersten Zollbeamten das vom Führer gestiftete Zollgrenzschutz-Ehrenzeichen überreichte.
Pg. Reinhardt wies dabei darauf hin, dass der deutsche Zollgenzschutz in jeder Stunde seine Pflicht erfülle und
dass das ständige Bereitsein der Zollbeamten nicht zuletzt auch auf die immer mehr ausgestaltete Schulung
der Zollgrenzbeamten zurückzuführen sei.
"Wir wissen", so betonte Staatssekretät Reinhardt zum Schluss seiner Ausführungen, "dass dieser
uns aufgezwungene Krieg mit dem vollständigen Sieg Deutschlands enden wird. Die deutschen Zollbeamten werden
wie bisher auch in Zukunft die Grenzen des Großdeutschen Reichs gegen alle Gefahren schützen. Sie werden
ihre Aufgaben auch an der Interessengrenze gegenüber Russland und an der neuen Reichsgrenze gegenüber dem
Gouvernement Polen erfüllen. Sie werden auch in Zukunft nichts anderes kennen als nur ihre Pflicht und immer
nur ihre Pflicht." [...]
Der Zollgrenzschutz ist im Jahre 1938 anlässlich der Wiedervereinigung der Ostmark und des Sudetenlandes
einer außergewöhnlichen Belastungsprobe ausgesetzt worden. Er hat diese Probe mit Erfolg bestanden.
In Anerkennung der Verdienste des Zollgrenzschutzes hat der Führer am 17. Februar 1939 das Zollgrenzschutz-Ehrenzeichen
gestiftet. [...]
Das Zollgrenzschutz-Ehrenzeichen kann nach Artikel 2 der Satzung vom 17. Februar 1939 (RFBl. S. 130) an alle Beamten
(nicht auch an Angestellte) des Zollgrenzschutzes verliehen werden. Die Beamten des höheren und gehobenen
Dienstes und die Versorgungsanwärter des mittleren Dienstes erhalten das Zollgrenzschutz-Ehrenzeichen nach vierjähriger
Grenzdienstzeit. Die Zivilanwärter des mittleren Dienstes kommen nach achtjähriger Grenzdienstzeit für die
Verleihung in Betracht.
Das Zollgrenzschutz-Ehrenzeichen ist ein Ordenskreuz aus Bronze, das in der Mitte das von einem nach oben offenen Akanthus-Kranz
eingefasste Hoheitszeichen trägt. Die Rückseite trägt die Inschrift: "Für treue Dienste
im Zollgrenzschutz". Das Ehrenzeichen wird am kornblumenblauen Band auf der linken Brust getragen. Das Band
trägt in Stickerei das von einem nach oben offenen Akanthus-Kranz eingefasste Hoheitszeichen. [...]
Quelle: Deutsche Zollbeamtenzeitung vom 17.12.1939
Xaver Rieger,
der bei Elsers Verhaftung die maßgebliche Rolle spielte, wurde anschließend zum Zollinspektor befördert.
Waldemar Zipperer war
Hilfsgrenzangestellter und konnte, wie in dem Artikel beschrieben, als Angestellter nicht mit dem Zollgrenzschutz-Ehrenzeichen
ausgezeichnet werden. Er wurde aber auf Grund seiner Mitwirkung bei Elsers Festnahme zum Zollassistent befördert.
Traber und Straube kamen erst ins Spiel, als Elser bereits von Rieger in die Grenzaufsichtsstelle in der Kreuzlinger Straße
gebracht worden war. Als nächsthöhere Vorgesetzte wollte man sie offensichtlich bei der Ordensverleihung
nicht übergehen.