Das Denkmal wird aufgestellt
Königsbronn am Samstag, 10. April 2010 um 9:00 Uhr morgens. Ein Kran hebt die sorgfältig verpackte, 2,10 Meter hohe und einschließlich Bodenplatte eine Tonne schwere Statue vom LKW. Im Vordergrund am Kiesweg, der von der Paul-Reusch-Straße zum Denkmal führt, steht bereits die heute noch mit einem bunten Papier abgedeckte Tafel mit den Namen der Spender.
Vorsichtig wird die Statue mit einem riesigen Kranwagen auf der Plattform abgesetzt, die wenige Tage zuvor eigens dafür angelegt wurde.
Der Bildhauer Friedrich Frankowitsch positioniert sein Werk auf der in der Plattform eingelassenen Stahlplatte.
Die ersten Schrauben werden eingedreht.
Noch hängt die Statue am Kran. Rechts das kleine Pappmodell, das als Entscheidungsgrundlage für den Auftrag an Frankowitsch diente und nun einen Platz in der Georg Elser Gedenkstätte Königsbronn erhalten soll.
War der Verpackungskünstler Christo in Königsbronn? Bis kurz vor der Einweihung am nächsten Tag könnte dieser Eindruck entstehen. Dann wird Frankowitsch die Transportverpackung entfernen und die Statue mit einem Tuch bedecken, damit das Denkmal feierlich enthüllt werden kann. Das Werk von Friedrich Frankowitsch steht entgegen der ursprünglichen Planung wegen Sicherheitsbedenken der Deutschen Bahn nicht innerhalb des Bahngeländes, sondern an einer noch besseren Stelle auf einer Plattform, die sich südlich außerhalb des Bahngeländes direkt neben dem Bahnsteig von Gleis 2 auf gleicher Höhe befindet. Fahrgäste auf dem Bahnsteig können sie aus unmittelbarer Nähe betrachten. Im Lageplan: Nr. 10. Königsbronn am Samstag, 11. April 2010 um 11:00 Uhr morgens. Die Transportverpackung ist entfernt und die Statue mit einem weißen Tuch für die feierliche Enthüllung bedeckt.
Die Tafel (rechts im Bild) mit den Namen von hundertsiebzig Spendern ist nicht mehr abgedeckt. Vergrößerung der Tafel.
13:00 Uhr. Der Künstler Friedrich Frankowitsch beginnt umringt von über fünfhundert Zuschauern mit der Enthüllung.
Mit 2,10 Meter Höhe überragt die Statue sogar ihren 1,95 Meter großen Schöpfer, der Georg Elser mit folgenden Worten begrüßt: "Lieber Georg Elser. Es war ein langer dunkler Weg. Heute bereiten wir Dir einen glänzenden Empfang. Nun magst Du vor Dich hinrosten und Dich beheimaten. Du bist heimgekehrt in die Köpfe und Herzen der Menschen hier." Auch ein Kameramann vom SWR Fernsehen hält diesen Moment fest.
Die gespannten Zuschauer wollen das Denkmal jetzt endlich aus der Nähe sehen. Zum ersten Mal seit der Enthüllung fährt ein Zug der Deutschen Bahn am Königsbronner Bahnhof ein. So sieht heute der Zug aus, mit dem Elser am 5. August 1939 nach Ulm abreiste, um dort nach München umzusteigen, um dort sein Attentat auf Hitler vorzubereiten. Historisch korrekt müsste das Denkmal am Bahnhof im sieben Kilometer entfernten Heidenheim-Schnaitheim, also zwei Haltestationen weiter südlich in Richtung Ulm stehen, weil Elser seit dem 4. Mai 1939 dort in der Benzstraße 16 wohnte und daher zweifellos von Schnaitheim aus nach München abreiste.
Der Widerstandskämpfer ballt die Faust. Dieser Zug nach Ulm wird er bei diesem Trubel wohl ohne ihn abfahren...
Es wird noch fast eine Stunde dauern, bis man die Statue wie auf diesem Bild ohne Menschenmenge fotografieren kann.
Doch zurück zur Einweihung: Was ist das? Frankowitsch deutet auf einen kryptischen Text, der hinten an Elsers Aktentasche angebracht ist.
Was hat dieser seltsame Geheimcode zu bedeuten? Ein neuer Fall für Bestsellerautor Dan Brown? Finden Sie es selbst heraus!
Hier ein weiteres Detail: In der Aktentasche ist Dynamit versteckt. Diese Freiheit hat sich der Künstler genommen, der natürlich bestens über Elser Bescheid weiß: In Wirklichkeit reiste der Attentäter nicht mit einer Aktentasche, sondern mit einer riesigen Truhe mit doppeltem Boden nach München. Beachten Sie, wie sich Tasche und Schuhe räumlich von der Bodenplatte abheben. Hier wurde absichtlich keine Schweißnaht herumgezogen, sondern die Plastik stattdessen unsichtbar von unten mit der Platte verschraubt. Auf der kleinen Tafel links im Bild steht "Friedrich Frankowitsch Elserdenkmal 2009-2010". Insgesamt achthundert Stunden hat Frankowitsch seit Mai 2009 mit dieser Arbeit verbracht.
Die Statue ist aus Cortenstahl zusammengeschweißt. Diese wetterfeste Eisenlegierung rostet zwar auf der Oberfläche, bildet aber darunter eine Sperrschicht aus Sulfaten oder Phosphaten, die das Material vor weiterer Korrosion schützt. Die United States Steel Corporation entwickelte erstmals diesen im Jahre 1932 patentierten Stahl unter der Bezeichnung COR-TEN Steel. Dieser Name setzt sich aus den ersten Buchstaben von Rostwiderstand (CORrosion resistance) und Zugfestigkeit (TENsile strength) zusammen. Das Elser-Denkmal wird also in einigen Monaten eine mehr oder weniger gleichmäßige Rostfarbe annehmen, aber niemals vom Rost zerstört werden. Eine Ausnahme bildet das Material für die beiden Hände: Diese sind aus Edelstahl und werden rostfrei und hellglänzend bleiben und sich später deutlich vom bräunlichen Rest der Skulptur abheben. Diese Hände sind daher besonders aufwändig und auch etwas überdimensional gefertigt. Am kleinen Finger der rechten, zur Faust geballten Hand fehlt ein Glied, was man allerdings aus dieser Perspektive nicht sehen kann. Der echte Elser hatte an der rechten Hand nur 4 Finger - auch hier eine künstlerische Freiheit, die Frankowitsch sich nehmen darf. Schließlich hatte beim Königsbonner Denkmal niemand das Ziel, Elser originalgetreu darzustellen. |
Umfrage: Wie stehen Sie zum Hitler-Attentäter Georg Elser? |
Extraseite in der Heidenheimer Neue Presse / Heidenheimer Zeitung vom 12.4.2010 (1,3 MB) |
Georg-Elser-Denkmal in Königsbronn
Georg Elser: Denkmale und Gedenktafeln
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