Ab 11. April 2010 steht Georg Elser in Stahl am Bahnhof in Königsbronn
Um zu den Söhnen und Töchtern Königsbronns zu gelangen, probieren wir einen heutzutage beliebten Weg aus:
Internet, Enzyklopädie Wikipedia. Einziger Fund im Artikel über die Gemeinde: der rechtskonservative
antirepublikanische Industrielle Paul Reusch. In der Zeile darunter ist als mit Königsbronn verbundene
Persönlichkeit Georg Elser erwähnt. Der Mann, der Adolf Hitler beinah getötet hätte, ist ein großer Sohn
Königsbronns. Seiner Größe entspricht das Denkmal, das dort bald an ihn erinnern wird.
VON PETER A. ZDANSKY
Ab Sonntag, 11. April, ist Georg Elser wieder zu Hause in Königsbronn: Friedrich Frankowitsch
in seiner Werkstatt in Brenz an der Brenz bei der Arbeit am Denkmal für den Hitler-Attentäter.
(Foto: Hanni Maier)
Seit fast 65 Jahren, seit Ende des Zweiten Weltkriegs, ist es Königsbronn politisch gestattet, sich zu Elser
zu bekennen. Doch das Verhältnis zu dem Schreiner, der 1903 in Hermaringen geboren wurde und ab 1904 in
Königsbronn, Heimatort seines Vaters, aufwuchs, war nach 1945 noch jahrzehntelang angespannt und von Distanzierung,
ja Ablehnung geprägt.
So hatte sich die Gemeinde 1989 an den Feierlichkeiten zum 50. Jahrestag von Elsers
Attentat nicht beteiligt. Unter dem erstmals 1990 zum Bürgermeister gewählten Michael Stütz aber wird im
Umgang mit Elser ein anderer Stil gepflegt.
Im Jahr 1998 wurde wahr, was selbst wenige Jahre zuvor kaum jemand für möglich gehalten hatte: In
Königsbronn wurde die Georg-Elser-Gedenkstätte eröffnet.
In allererster Linie ein Verdienst des
Georg-Elser-Arbeitskreises Heidenheim, der nun mit der Schaffung eines Denkmals einen zweiten großen
Schritt in der Elser-Erinnerungskultur vollzieht: Ab 11. April steht der mutige Königsbronner als
Stahlgestalt an jenem Ort, wo für den echten Elser die Fahrt begann, deren Ziel es war,
weiteres Blutvergießen zu verhindern.
Das war 1939, als Elser auf den Zug wartete, um sich nach München zu begeben, wo er im Bürgerbräukeller
eine Bombe installierte, die am 8. November Hitler allerdings wegen dessen unplanmäßiger vorzeitiger Abreise verfehlte
- um nur 13 Minuten. Material für den Bau der Bombe war in jenem doppelbödigen Holzkoffer versteckt,
mit dem Elser am Königsbronner Bahnhof in den Zug gestiegen war.
Ab 11. April steht Elser erneut am Königsbronner Bahnhof. Wieder mit einem Gepäckstück mit doppeltem Boden.
Doch jetzt, gut 70 Jahre später, wird durch ein Denkmal sichtbar, was einst niemand, der dort den
Bahnreisenden erblickte, erkennen konnte: Elser, der eher schweigsame Eigenbrödler, ist ein großer Mann.
Deshalb misst der Stahl-Elser, dessen Schöpfer Friedrich Frankowitsch ist, überragende
2,10 Meter. Dieses Maß ist zu verstehen als Abbild der inneren Größe Elsers, auf den außerdem – zumindest
hier – niemand mehr herabschauen können soll.
Dieser Mann von Größe ist – die immense Vorarbeit einmal ausgeklammert – in monatelanger Arbeit in
Brenz an der Brenz entstanden, in der Werkstatt des ausführenden Künstlers. Friedrich Frankowitsch
nennt sich "Schroff", in Anlehnung an seine Initialien und die Fülle bildhauerischer
Werke, die er aus Schrott geschaffen hat.
Das Denkmal für Elser jedoch besteht aus Cortenstahl, einem
wetterfesten Material, das lediglich an der Oberfläche rostet und eine markante Patina bildet.
Seinen Elser hat "Schroff" in schweißtreibender Schweißarbeit gebaut, mit hohem
technisch-handwerklichen Aufwand, recht detailliert und in ungezählten Schritten.
Ebenfalls nicht in einem einzigen Schritt nähert sich der Elser-Arbeitskreis jenem Geldbetrag,
der für die Finanzierung des Denkmals benötigt wird. Um die 15 000 Euro kostet diese Ehrung Elsers.
Über jede Zuwendung, so Manfred Maier vom Arbeitskreis, freue man sich. Das Denkmal für den
Widerstandskämpfer aus dem Volk sei schließlich kein staatlich verordnetes Mahnmal, sondern ein Denkmal
vom Volk.
Und wer 100 Euro oder mehr spendet, wird auf Wunsch namentlich genannt auf einer Tafel in der Nähe der
an Gleis 2 stehenden Skulptur. Wenn am 11. April 2010 das Denkmal eingeweiht wird, sind es zwei Tage her,
dass sich ein bitterer Tag zum 65. Male gejährt hat: Am 9. April 1945 wurde Georg Elser im KZ Dachau ermordet.
Der Förderverein Georg Elser
hat zur Finanzierung des Denkmals ein Spendenkonto eingerichtet: Kreissparkasse Heidenheim (BLZ 632 500 30),
Konto 460 192 82, Verwendungszweck "Elser-Denkmal".
Quelle: Schwäbische Post 5.3.2010 - www.schwaepo.de