BÜCHERTISCH Neues Elser-Theaterstück vom Elser-Biographen Hellmut G. Haasis
"Georg Elser schwäbisch bei der Gestapo"
Der Schubart-Literaturpreisträger Hellmut G. Haasis hat sich nach seiner Georg Elser-Biographie nun in einem Theaterstück mit dem Nazigegner aus Königsbronn beschäftigt. VON HEINER JESTRABEK
Zu Georg Elser gibt es inzwischen eine ganze Reihe von Veröffentlichungen. Die bemerkenswerteste war
sicherlich die Georg-Elser Biographie von Hellmut G. Hassis von 1999 "Den Hitler jag' ich in die Luft".
Auch hatten sich schon verschiedene Autoren an Theaterstücke und Filme zum Thema gemacht. Lange ist's her,
dass der unerschrockene Schreiner Elser aus Königsbronn uns mit dem Film von Klaus Maria Brandauer (1989) nahe
gebracht wurde. Elser erschien darin etwas geschraubt.
Völlig anders dagegen in dem neuen Theaterstück, verfasst von Hellmut G. Haasis (Thaddäus-Troll-Preis,
Schubart-Literaturpreis Aalen). Wo Brandauers Film aufhört - bei der Explosion im Bürgerbräukeller - fängt Haasis
erst an. Elser wird zur Gestapo geschleppt, tagelang gefoltert und verhört. Der Hitler-Attentäter antwortet
mit seiner Stärke: Er spricht ganz langsam und aus einer anderen Welt: einer unstillbaren Friedenssehnsucht und einer
Heimat ohne Unterwerfung unter die Staatsterroristen. Er spricht ungekünstelt, also schwäbisch.
Die anderen Personen reden gehoben: in der Schriftsprache.
Aufführungen von "Georg Elser schwäbisch bei der Gestapo"
Samstag, 5. Mai 2007 um 20:30 Uhr
Alpha 60, Stuttgarter Strasse 7, Schwäbisch Hall
Eintritt frei - Spenden für AntifaSolikasse erwünscht.
Veranstalter: Club alpha 60 e.V. und VVN/Bund der Antifaschisten, Freidenker-Verband Ostwürttemberg
Sonntag, 6. Mai 2007 um 11:00 Uhr
Matinee im Ausstellungswaggon, KZ-Gedenkstätte in Schwäbisch Hall-Hessental
Eintritt 5 €.
Veranstalter: Initiative KZ-Gedenkstätte Hessental
Von 10:00 bis 10:45 Uhr besteht die Möglichkeit einer Führung über die KZ Gedenkstätte.
Haasis' Theaterstück ist fließend lesbar, am besten laut. Zehn Personen treten auf: die unterwürfige Sekretärin,
die bei der Gestapo gewissenhaft mitmacht; Elsers Freundin Elsa, die ihren Georg am besten kennt; ein Kommissar
und SS-Offizier, der später in Rom 350 Italiener erschießen lässt und andere. Großer Respekt wird Elser bezeugt
vom Reichskripochef Arthur Nebe und vom Münchner Kripodirektor.
Der Höhepunkt kommt in der letzten Szene.
Alle Spieler kehren zurück und inszenieren sich selbst immer verrückter. Ein Stück Surrealismus. Die Sekretärin
klammert sich an ihre Schreibmaschine und schleimt vom Gehorsam. Hitler taucht nur als "Strolch von Braunau" auf.
Alle wiederholen ihre stumpfen Ausreden, immer dünner werdend.
Sogar einen satirischen Bezug zur Gegenwart hat
der Autor hergestellt. Der amtierende Ministerpräsident quatscht zwischen den auferstandenen Akteuren von
nichts anderem als vom Geld: Die Erinnerung an Elser sei zu privatisieren, exklusiv präsentiert durch Döner-Buden,
Go-Kart, Geisterbahnen, Sex-Shops und Souvenirläden. Der politische Freiheitskämpfer Elser dagegen sei nicht gefragt.
Wer dennoch an ihn erinnern wolle, solle einen Sponsor mitbringen.
Das letzte Wort hat Elser:
"Die feine Herrschafda werdad mi auf d Seit schieba. Sodde wie mi koo mr ed braucha. - Aber mei Hoffnong isch ed aus.
S goht weiter, Kriegstreiber geit's ällweil gnuag."
Seinem Faible für schön gestaltete Bücher trägt
der Autor auch in der kleinen Taschenbuchauflage Rechnung. Die Grafiken der 1. Auflage sind handkoloriert,
signiert und datiert. 100 Liebhaberstücke können zum normalen Preis von 12 Euro direkt beim Autor Haasis,
Tannenstr. 17, 72770 Reutlingen, (07121) 509173 bestellt werden, die normale Ausgabe in jeder Buchhandlung.
Quelle: Schwäbische Post 13.1.2007 - www.schwaepo.de
Heiner Jestrabek ist Gründungsmitglied des Georg-Elser-Arbeitskreis Heidenheim
und Organisator von jährlichen Gedenkveranstaltungen.