GEORG ELSER / Ein Königsbronner Projekt und die Beziehung des Mannes, der Hitler töten wollte, zu Aalen
Denkmal soll an den Widerstandskämpfer erinnern
Hier begann die Fahrt mit dem Ziel, noch größeres Blutvergießen zu verhindern. Hier stieg ein Schreiner in den Zug, um in München Hitler zu töten. Ein denkwürdiger Ort, Königsbronns Bahnhof. Dort müsste ein Denkmal den Widerstandskämpfer würdigen, meint jener Arbeitskreis, der ihn mit ins Bewusstsein gehievt hat: Georg Elser - dessen Spur auch nach Aalen führt.
Von PETER A. ZDANSKY
Elser. Den Namen verbindet man in der Regel mit Königsbronn, wo er die meiste Zeit gewohnt hat. Oder Hermaringen,
seinem Geburtsdorf. Oder München, wo er im Bürgerbräukeller Adolf Hitler beseitigen wollte, was jedoch wegen
dessen vorzeitiger Abreise misslang. Aber Aalen?
Georg Elser
Sicher ist der Zug für die Verwirklichung dieses Vorhabens...
An Platz für ein Georg- Elser-Denkmal mangelt es beim...
In Aalen verdiente Elser einige Monate sein täglich Brot. Den Schreinerberuf hatte er in Königsbronn erlernt,
bei Robert Sapper, bei dem er noch als Geselle arbeitete. Dann bot sich die Chance, einen bedeutend höheren Lohn
zu bekommen: in der Aalener "Möbelfabrik Riederer", wie aus einem Gestapo-Protokoll hervorgeht. Hierbei dürfte
es sich - korrekt formuliert - um die
Möbelfabrik Paul Rieder handeln. Deren Standort war an der heutigen
Stuttgarter Straße, und zwar im Bereich des Hotels "Antik" und des Fußwegs zum Arbeitsamt. (Dieser Abschnitt der
Stuttgarter Straße hieß früher Lange Straße.) Von Ende Januar, Anfang Februar bis Herbst 1923 hatte Elser
in Aalen seinen Arbeitsplatz und fertigte in der Hauptsache Kücheneinrichtungen und Schlafzimmermöbel an.
Damals wohnte Elser bei seinen Eltern in Königsbronn, im Haus Aalener Straße 12. Zur Arbeit und heim fuhr er mit
dem Zug. 1939 wurde Königsbronns Bahnhof dann zum Ausgangspunkt für den fast erreichten Wendepunkt in der Geschichte.
Zeitsprung: 1989, im Gründungsjahr des Heidenheimer Georg-Elser-Arbeitskreises, so dessen Mitinitiator Manfred Maier,
habe er bereits über die Schaffung eines Denkmals nachgedacht. Als Schöpfer sei ihm ein provokanter Kopf wie der
Wiener Bildhauer Alfred Hrdlicka in den Sinn gekommen. Doch wie kann ein solches Projekt finanziert werden?
2006: Drei Elser-Denkmale, so Maiers Vorstellung, sollen entstehen, quasi an Schlüsselstellen: eins in Königsbronn,
eins in München und eins in Konstanz, wo Elser beinahe der rettende Schritt in die Schweiz gelungen wäre.
Am weitesten gediehen sei das Vorhaben, am Georg-Elser-Platz in Münchens Maxvorstadt eine Skulptur zu errichten.
In puncto Finanzierung habe die dortige Initiatorin, die Publizistin Dr. Hella Schlumberger, schon gute Kontakte und
Ideen, berichtet Maier, der zusammen mit dem Heidenheimer Arbeitskreis im Übrigen bereits vielfältige Anerkennung durch
prominente Persönlichkeiten erhalten hat.
So bringen, um nur ein Beispiel zu nennen, die Historiker Dr.
Peter Steinbach und Dr. Johannes Tuchel (Gedenkstätte Deutscher Widerstand, Berlin) im Buch "Politische Köpfe
in Südwestdeutschland" zum Ausdruck, dass es hinsichtlich der lange Zeit fehlerhaften geschichtlichen Würdigung der
Tat Elsers dem Arbeitskreis gelungen sei, "diesen Teufelskreis zu durchbrechen".
INFO
Eine umfangreiche und detaillierte Dokumentation über den Menschen Georg Elser, dessen fast
gelungenes Attentat auf Adolf Hitler sowie seine Motivation, den Diktator zu töten, ist
auf der Homepage des Heidenheimer Georg-Elser-Arbeitskreises zu finden. Die ist im Internet unter
www.georg-elser-arbeitskreis.de abrufbar und wurde mit finanzieller und fachlicher Hilfe des
Aalener Unternehmers Peter Koblank geschaffen.
Eine Frucht des unnachgiebigen Engagements ist die Elser-Gedenkstätte gegenüber Königsbronns Rathaus, eröffnet 1998.
Noch in den 80-er Jahren hätte wohl kaum jemand gewettet, dass Königsbronn seinem berühmtesten Sohn einige Jahre
später eine würdige Heimstätte geben wird. Das Ergebnis harter Arbeit. Weshalb sollte also nicht eines Tages am Bahnhof
ein Denkmal enthüllt werden?
Der Aufbruch zur Tat, so Maier, sei das Wesentliche, das dargestellt werden solle: Elser,
fest entschlossen, mit einem Koffer mit doppeltem Boden, mit Dynamit, um Hitler zu töten. Wie dies künstlerisch am besten
umgesetzt werden könnte, wird sicher noch diskutiert.
Elser und Aalen: Auch hier möchte der Arbeitskreis an Schulen einen Beitrag dazu leisten, dass der Widerstandskämpfer
im Unterricht nähergebracht wird. Kontakperson ist Manfred Maier, Hans-Holbein-Straße 53, 89520 Heidenheim, Telefon
(07321)965909.
Quelle: Schwäbische Post 16.3.2006 - www.schwaepo.de