Friedrich Frankowitsch gestaltet das Königsbronner Denkmal für den Hitler-Attentäter
Lange genug hat's ja gedauert, ehe sich die Heimat offen auf die Seite des Mannes geschlagen hat,
der Hitler töten wollte, um den Krieg zu verhindern. Wie die traurige Geschichte des mutigen Georg
Elser ausging, ist bekannt: Er wurde am 9. April 1945 im KZ Dachau ermordet.VON MANFRED F. KUBIAK
Viele Todestage gingen ins Land, ehe Elser öffentlich der ihm zustehende Respekt gezollt wurde und er als Widerstandskämpfer und nicht mehr als Terrorist betrachtet wurde. Der 65. Todestag aber, der 9. April 2010, wird Elsers Heimatgemeinde Königsbronn sichtbar verändern. An diesem Freitag in knapp einem Jahr wird, wie die HZ bereits berichtete, am Bahnhof in Königsbronn ein Denkmal für Georg Elser eingeweiht werden. Schaffen wird dieses Denkmal der in Brenz lebende Künstler Friedrich Frankowitsch. Ein Modell des Werkes existiert bereits, die HZ-Kultur hat es für ihre Leser in Augenschein genommen.
Wer von Heidenheim aus über Giengen zu Frankowitsch nach Brenz fährt, der kommt, wenn er will und die heute daran vorbeiführende Umgehungsstraße verschmäht, durch
Hermaringen,
Johann Georg Elsers Geburtsort und das Heimatdorf seiner Mutter Maria Müller, die Elsers Vater Ludwig, einen Holzhändler aus Königsbronn, erst 1904, ein Jahr nach der Geburt Georgs am 4. Januar 1903, heiratete und ihm nach Königsbronn folgte.
Gewissermaßen über Hermaringen nach Königsbronn aufmachen wird sich also auch das Denkmal für Georg Elser, wenn es nächstes Jahr Anfang April die Werkstatt von Friedrich Frankowitsch in Brenz verlassen wird, um dort am Bahnhof stehen zu bleiben: auf dem Bahnsteig von Gleis 2. Dort hatte Elser seinerzeit wohl auch seine Zugfahrt nach München begonnen, an deren Ende gleichsam das Attentat auf Hitler stand.
Zwei Meter zehn hoch wird Elser ab dem 9. April 2010 also wieder an Gleis 2 in Königsbronn stehen. Mit Hut und Mantel und einem Koffer. "Der Koffer ist gewissermaßen meiner, meine künstlerische Freiheit, denn Elser hatte ja damals nicht nur sein Gepäck dabei, sondern auch eine große Kiste, in der er mitführte, was er zum Bombenbau brauchte." Der übergroße Hut, den Elser als Denkmal tragen wird, betrachtet Frankowitsch als Symbol dafür, dass der Mann, der am Bahnsteig steht, seine Absichten verbergen will.
Zwei Meter zehn. Das ist nicht klein. "Ich will seine innere Größe symbolisieren. Ich will aber auch nicht, dass jemand auf ihn herabsehen kann", sagt Friedrich Frankowitsch. Und er möchte ebenso den Abstand des Betrachters gewahrt wissen und das Denkmal deshalb nicht dort platzieren, wo die Fahrgäste den Bahnsteig betreten und in die Züge steigen, sondern "eher im Auslauf des Bahnsteigs nach Süden" hin. "Das würde für mich auch die Einsamkeit und die Anonymität symbolisieren, in der Elser gehandelt hat und die er damals beim Verlassen seiner Heimat vielleicht auch verspürt hat. Man soll ruhig auf ihn zugehen müssen."
Frankowitsch dreht das von ihm in Pappe gestaltete Modell des Denkmals: "Ich versuche, mich bei dieser Arbeit in die Situation Elsers einzufühlen. Was ging ihm durch den Kopf, welche inneren Kämpfe focht er mit sich aus, er hätte ja dort am Bahnsteig noch die Zeit gehabt umzudrehen, alles abzubrechen. Er schaut nach innen und spielt den Ablauf seines Plans noch einmal durch, voller Angst, voller Mut. In dem Moment, als er in den Zug einsteigt, ist die Maschine in Gang gesetzt, es gibt kein Zurück."
Mit dem Elser aus Fleisch und Blut beschäftigt sich Frankowitsch schon seit langem. "Die Biographie seiner Jugend ähnelt doch teilweise der meinen." Frankowitschs Elser-Denkmal wird aus Corten-Stahl sein. "Ein Stahl, der sehr viel Nickel und Chrom enthält und deshalb nicht durchrostet und sehr säureresitent ist. Am Anfang wird die Oberfläche einen hellen Rostton haben, später Edelpatina ansetzen."
Nur des Denkmal-Elsers überdimensionierte Hände wird Frankowitsch aus glänzendem Edelstahl formen. "Elser war auf
der einen Seite der Mensch, der entschlossen, zupackend genug war, diese Tat zu planen und umzusetzen. Auf der
anderen Seite war er auch ein geistig feiner, musischer Mensch." Seine Rechte, quasi die zupackende, die kräftige Hand, ist zur Faust geballt. Und ihr fehlt, wie der rechten Hand des richtigen Elser auch, der kleine Finger. Die Linke, seine, wenn man dann so will, feine Hand, ist demzufolge auch filigraner gearbeitet.
Mit der Arbeit beginnen wird Frankowitsch, sobald die Deutsche Bahn AG, die derzeit in dieser Sache von Königsbronns Bürgermeister Michael Stütz und Manfred Maier vom Elser-Arbeitskreis kontaktiert wird, als Grundstückseigentümerin grünes Licht geben wird.
"Dann geht's sofort los", sagt Friedrich Frankowitsch. Zwei Meter zehn für Georg Elser. 2010.