Arbeitskreis "Johann-Georg-Elser" erinnert an Widerstand - Ausstellung im Rathaushof
Freier Mann in unfreiem Staat
VON ROBERT HEINZE
Am Abend des achten November wurde in Konstanz an der Schweizer Grenze ein Mann verhaftet, der wie kein anderer für Zivilcourage in düsteren Zeiten steht. An Johann Georg Elser, der im Alleingang ein Attentat auf Hitler ausführte, will der gleichnamige Arbeitskreis in Konstanz erinnern. Kulturbürgermeister Claus Boldt eröffnete eine Ausstellung über Elser im Innenhof des Rathauses. Sie soll ein erster Schritt Sein, um den Widerstandskämpfer einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen.
"Die Geschichte des Zwanzigsten Jahrhunderts wäre wohl anders verlaufen, hätte der schwäbische Tischlergeselle am achten November 1939 Erfolg gehabt," betonte der Gastredner Manfred Maier, Vorsitzender des Georg-Elser-Arbeitskreises Heidenheim, bei der Eröffnung.
Die Ausstellung ging aus der Zusammenarbeit des Arbeitskreises mit dem DGB, den Konstanzer Naturfreunden, den Sozialdemokratischen Parteien Deutschlands und der Schweiz, der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN-BdA) und der AG 60 plus hervor.
Elser hatte in monatelanger Kleinarbeit im Bürgerbräukeller in München eine Zeitbombe installiert. Sie sollte am Ende der geplanten Ansprache Adolf Hitlers am 9. November explodieren und die wichtigsten Männer der NSDAP töten. Doch der Zeitablauf war geändert worden und Hitler verließ den Saal 13 Minuten zu früh. Elser war bereits kurz zuvor bei dem Versuch, über den Grenzzaun an der Schwedenschanze in die Schweiz zu fliehen, festgenommen worden.
"Der genehmigte Auftritt
der Neofaschisten in
Friedrichshafen zwingt
uns dazu, mehr an Georg
Elser zu erinnern."
Bernhard Hauke, DGB
Trotz seines mutigen Engagements werde Elser noch heute keineswegs so geehrt, wie er es verdiente, war der einhellige Tenor der Redner. Elser war in der deutschen Geschichtsschreibung lange Zeit falsch eingeschätzt worden. Der "Johann-Georg-Elser-Arbeitskreis" Konstanz will daran erinnern, dass Elser auf eigene Faust entschlossen handelte, im Gegensatz zur zögerlichen Militäropposition um Graf Stauffenberg.
Elser sei "einer von denen" gewesen, "die genauer hin- und Hitlers Selbstinszenierung durchschauten", so Maier in seiner Rede. Konstanz spielt zudem nicht nur die unrühmliche Rolle des Ortes, an dem der Antifaschist verhaftet wurde; Elser hatte von 1925 bis 1932 am Bodensee gelebt und war in mehreren Konstanzer Vereinen - zum Beispiel den Naturfreunden - Mitglied.
Ziel des seit einem Jahr bestehenden Konstanzer Arbeitskreises ist es, die Recherche über Elsers Zeit am Bodensee zu verstärken. Zudem, so Robert Neu, einer der Gründer, fordere man von der Stadt die Verbesserung des Gedenkens an Elser.
"Die Gedenkstätte an der Schwedenschanze muss mehr Information bieten." Führungen sollten organisiert werden und die Stadt in ihren Publikationen auf Elser hinweisen. "Johann Georg Elser ist auch ein wichtiges Beispiel für Jugendliche," sagte Neu. Der Vorsitzende des DGB-Ortsverbandes, Bernhard Hauke, betonte noch einmal die Aktualität des Gedenkens: "Der genehmigte Auftritt der Neofaschisten in Friedrichshafen zwingt uns dazu, mehr an Georg Elser zu erinnern."