Band 9 der Schriftenreihe der Georg Elser Gedenkstätte Königsbronn

Elser und die Kommissare

Verfasser des Verhörprotokolls erforscht / Tisch-Lesepult von Elser aufgetaucht

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Den drei Kommissaren, die Georg Elser im November 1939 in Berlin verhörten, ist die neueste Veröffentlichung der Georg Elser Gedenkstätte gewidmet. Dieser Band 9 der Schriftenreihe erschien im Februar 2009 und enthält eine Reihe bisher unbekannter Fakten. Die entsprechenden Recherchen führten auch dazu, dass erneut ein von Elser gefertigtes Möbelstück auftauchte, das nun im Besitz der Gedenkstätte ist.

Das Protokoll der Vernehmung Elsers vom 19. bis zum 23. November 1939 in der Gestapo-Zentrale in Berlin, das die Grundlage aller Forschungen und Publikationen über den Widerstandskämpfer bildet, trägt am Schluss jeweils nur die Nachnamen der drei vernehmenden Kriminalkommissare: Kappler, Seibold, Schmidt. Der Journalist Ulrich Renz hat in langwieriger Arbeit die Lebensläufe von zwei dieser Männer erkundet, den dritten konnte er allerdings noch nicht ausforschen.

Herbert Kappler

Am leichtesten war die Spur Herbert Kapplers aufzunehmen. Der gebürtige Stuttgarter machte später Schlagzeilen. Er war im Krieg zunächst Polizeiattache und dann deutscher Polizeichef in Rom. Nach dem Krieg wurde er in Italien wegen Geiselerschießungen in den Ardeatinischen Höhlen zu lebenslanger Haft verurteilt und auf der Gefängnisinsel Gaeta eingesperrt. Nachdem er in ein Krankenhaus in Rom verlegt worden war, gelang ihm 1977 mit Hilfe seiner Frau die Flucht nach Deutschland, wo er wenige Wochen später starb.

Unmittelbar vor der jüngsten Publikation der Gedenkstätte meldete sich bei ihr die Zeitzeugin Elisabeth Alim, die lange mit Kapplers Witwe befreundet war: Sie berichtete, Kappler sei seinerzeit von der Gestapo in Stuttgart, der er einst selbst angehörte, für die Vernehmung Elsers empfohlen worden, da man ihm zugetraut habe, ein gutes Verhältnis zu diesem stark schwäbisch sprechenden Landsmann herzustellen. Dies sei ihm auch gelungen, und später habe er sich immer wieder mit dem Schicksal des Widerstandskämpfers befasst, der seinen Respekt gefunden habe.

Als er Elser im Krieg einmal im KZ Sachsenhausen besuchte, habe ihm dieser ein selbstgefertigtes Tisch-Lesepult geschenkt. Frau Alim übergab dieses Möbelstück nun der Gedenkstätte Königsbronn.

Friedrich Seibold

Friedrich Seibold war ebenfalls Süddeutscher, er stammte aus München. Wie Kappler wurde er aus einem ganz anderen Aufgabenbereich eigens für das Verhör Elsers abgeordnet. Im Krieg war er nach eigenen Angaben vor allem mit der Abfassung von Berichten im Reichssicherheitshauptamt befasst. Nach dem Zusammenbruch kehrte er nicht in den Polizeidienst zurück, sondern arbeitete als Handelsvertreter. Ehe er 1997 in seiner Heimatstadt starb, äußerte er sich nicht über den Fall Elser.

Schmidt, der dritte Kommissar, war bisher nicht aufzufinden, der Name ist zu häufig.

Der Band, der ab sofort bei der Gedenkstätte zum Preis von 1,50 € erhältlich ist, kann außerdem mit interessanten Dokumenten und Fotos der Kommissare aufwarten. Der neueste Band der Schriftenreihe wurde wiederum unterstützt von der Landeszentrale für politische Bildung in Stuttgart.

Der in Karlsruhe lebende Journalist und ehemalige Volontär der Heidenheimer Zeitung Ulrich Renz recherchierte zu diesem Band in den Akten des Instituts für Zeitgeschichte München, dem Bundesarchiv sowie im Landesarchiv in Berlin.

Bei der offiziellen Vorstellung der Publikation lobte der Königsbronner Bürgermeister Michael Stütz die Recherchearbeiten Renz´ und freute sich, dass die Gedenkstätte mit der Schriftenreihe selbst forscht und ihre wissenschaftlichen Arbeiten veröffentlicht.

Bei der Präsentation mit dabei waren auch Erwin Roth, der an diesem Band redaktionell mit arbeitete und Gertrud Schädler, Frau der ersten Stunde des Georg-Elser-Arbeitskreises in Heidenheim.

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Schriftenreihe der Georg Elser Gedenkstätte Königsbronn
Peter A. Zdansky: Georg Elsers Pult für den Gestapo-Kommissar
Ulrich Renz: War er der dritte Kommissar im Fall Elser?
Berliner Verhörprotokoll