Konstanz

Konstanzer Jahre eines Widerstandskämpfers

VON MICHAEL LÜNSTROTH


Hitler-Attentäter Georg Elser lebte sieben Jahre in Konstanz.
  
Er habe den Krieg verhindern wollen. Das ist wohl das bekannteste Zitat des Hitler-Attentäters Georg Elser. Zurzeit erinnert man sich wieder etwas häufiger an den Nazi-Gegner Elser. Wohl auch deshalb, weil die Stadt Berlin - auf Vorschlag des Dramatikers Rolf Hochhuth - erwägt, ein Denkmal für Georg Elser zu errichten.

Auch in Konstanz hat der Widerstandskämpfer seine Spuren hinterlassen. Schließlich lebte er von August 1925 bis Mai 1932 hier. Im Stadtbild gibt es jedoch wenige Plätze, die an Elsers Schicksal erinnern. Es gibt seit 1989 den Georg-Elser-Platz und 1983 wurde an der Schwedenschanze, an dem Ort, an dem er 1939 festgenommen wurde, eine Gedenktafel installiert (siehe Bild).

Elsers Konstanzer Jahre sind relativ gut dokumentiert, dank der Arbeit des Georg-Elser-Arbeitskreises und auch der Biographie von Hellmut G. Haasis.

Demnach arbeitete Elser zunächst in einer Uhrenfabrik und stellte Gehäuse für Standuhren her. Er zog mehrmals in Konstanz um: von der Inselgasse 15 zum Gebhardsplatz und dann weiter in die Fürstenbergstraße 1. Er schätzte wohl auch die Geselligkeit: 1926 wurde er Mitglied im Trachtenverein "Oberrheintaler" und im Zitherclub Konstanz.

Auch nach seinem Wegzug in Richtung Meersburg besuchte Elser Konstanz immer mal wieder. Das letzte Mal vor seiner Festnahme war er im Herbst 1938 in der Stadt.

Und dann kam jener 8. November 1939. Über Monate hatte Elser akribisch das Attentat auf Adolf Hitler im Münchener Bürgerbräukeller geplant. Er hatte eine Bombe mit Zeitzünder dort deponiert - aber weil Hitler den Ort früher als gedacht verließ, starb nicht er, sondern acht Besucher. Noch bevor die Bombe explodierte, war Elser längst wieder in Konstanz. Er wollte sich in die Schweiz absetzen.


Gedenktafel Schwedenschanze 10

  
Von der "Dampfer-Anlegestelle" aus lief er über Marktstätte, Rosgartenstraße und Kreuzlingerstraße Richtung Schwedenschanze. Auf der Höhe des Wessenberghauses wurde er angehalten.

Im Protokoll der Gestapo sind seine Gedanken dieses Moment festgehalten: "Wenn ich gefragt werde, was mein erster Gedanke in diesem Augenblick war, so muss ich zugeben, dass ich mich im ersten Augenblick über mich selbst und meinen Leichtsinn geärgert habe. Ich dachte, wäre ich doch nicht einfach so darauf zugelaufen, sondern hätte ich doch wenigstens zuerst genau Umschau gehalten, ehe ich auf die Grenze zuging."

Zu seinem Verhängnis wurde, dass seine Grenzkarte abgelaufen war. So wurde er gründlich untersucht. Der Zoll fand bei ihm eine Ansichtkarte des Bürgerbräukellers, ein Abzeichen des Roten Frontkämpferbundes, sowie einige Teile des Zeitzünders. Von der Zollwache wird Elser in die Gestapozentrale in die Mainaustraße 29 gebracht und dort verhört. Am nächsten Tag wird er von der Gestapo nach München überführt. Am 9. April 1945 wird Georg Elser im KZ Dachau per Genickschuss ermordet.

Quelle: Südkurier Konstanz 22.2.2008 - www.suedkurier.de