Der bundesrepublikanische Kult um Georg Elser treibt immer wildere Blüten. Der 1903 in Hermaringen/Württemberg
geborene Holzhändlersohn und Tischler mit unstetem Lebenswandel sprengte am 8. November 1939 den Bürgerbräukeller
München, wo Hitler als Redner aufgetreten war, mit einer Zeitzünder-Höllenmaschine in die Luft. Nach Elser werden
neuerdings Straßen benannt und Festwochen (Bremen!) veranstaltet. Bücher, Filme, sogar Musikstücke verherrlichen
ihn.
Man kann den "mutigen Widerstandskämpfer" seit Januar 2003 auch auf einer offiziellen deutschen Briefmarke abstempeln
lassen. Den Segen dafür gab der zuständige Bundesminister Hans Eichel. Dies nach einer bundesweiten Unterschriftenaktion.
Zu deren Gelingen klopft sich die "Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes" im Internet selbst und selbstzufrieden
auf die Schulter. Also jene VVN, die über Jahrzehnte von der Stasi- und Mauermord-Diktatur ausgehalten worden ist.
Vertuschte Tatsachen
Zu den Tatsachen, die in der etablierten Berichterstattung über den Bombenleger fast nie vorkommen und bei den
Hymnen auf ihn gänzlich fehlen, zählen:
Elser hatte sich 1928 dem Roten Frontkämpferbund (RFB) angeschlossen, dem militanten Arm der KPD. Ziel der mit schwerkriminellen Methoden arbeitenden Organisation war die Beseitigung der Weimarer Republik und die Unterwerfung Deutschlands unter die Gulag- und Genickschuss-Diktatur Stalins.
Beim Elser-Attentat gab es acht Tote, darunter eine junge Kellnerin des Bürgerbräukellers. Auch unter den 63 Schwerverletzten des Attentats, davon viele, die den Rest ihres Lebens als Krüppel verbringen mussten, befand sich nicht ein einziger prominenter Nationalsozialist, kein Diener des NS-Regimes von nennenswerter Bedeutung.
Hitler, der vor der Explosion der Bombe gegangen war, fühlte sich in seinem Glauben, von der Vorsehung auserwählt und von höheren Mächten beschützt zu sein, bestärkt, konnte sozusagen entsprechend "auftanken" und hatte überdies einen Anlass, noch härter gegen Oppositionelle zuzuschlagen.
Sebastian Haffner schrieb, ein Attentatsopfer Hitler zu jener Zeit wäre wohl für alle Ewigkeit als Führermythos in die deutsche Geschichte eingegangen.
Der Krieg, den zu verhindern angeblich Elsers oberste Absicht gewesen ist, hatte längst begonnen, nachdem deutsche (bald darauf auch slowakische, litauische und sowjetrussische) Truppen gegen Polen losmarschiert waren und England und Frankreich ihre Kriegserklärungen Deutschland übermittelt hatten.
Die deutsche Allgemeinbevölkerung, der vorgeworfen wird, dass sie durch Elsers "große Fanaltat" nicht widerständlerisch
geworden sei, hatte es verdammt schwer zu erkennen, dass der Attentäter der herrliche Held war, als den man ihn heute
darstellt. Gläubige Christen beispielsweise hörten die Dankworte führender Repräsentanten aller Konfessionen an den lieben
Gott, "für die gnädige Errettung des Führers". Die Zentrale des Weltkommunismus in Moskau, damals mit Hitlerdeutschland
verbündet, schickte ein Glückwunsch-Telegramm an den braunen Machthaber. Die Nationalsozialisten stellten Elser
als Werkzeug des englischen Geheimdienstes dar (was damals vielen nur logisch erschien). Vom "Antifa"-Exil im
Westen und westlichen Medien hieß es, der Attentäter habe "im Auftrage der Nazis" gehandelt; Hitlers "Errettung"
sei vorgeplant gewesen.
Komplizierte Camouflage
Seltsamerweise wurde Elser nach dem Attentat nicht hingerichtet, sondern war fortan Häftling in KZs mit allerlei
Privilegien. Wahrscheinlich am 9. April 1945 kam er im Lager Dachau zu Tode. Angeblich soll Himmler einen entsprechenden
Erschießungsbefehl gegeben haben (in manchen Quellen heißt es vieldeutig, "von höchster Stelle" sei es befohlen worden).
"Die Nazis" sollen "die Erschießung vertuscht" und es so "hingedreht" haben, als sei Elser Opfer eines Bombenangriffs
auf Dachau geworden. Welchen Sinn eine solche komplizierte Camouflage kurz vor Torschluss ergeben sollte, kann keiner
recht erklären.
Quelle: Ernst K. Berg, Der Held mit der Höllenmaschine, National-Zeitung - Deutsche Wochenzeitung 28/03, München 4.7.2003
Hinter dem Pseudonym Ernst K. Berg verbirgt sich Bernd Dröse (* 1956 in Dortmund; 2006 in Buchloe), Bundessprecher
der Deutschen Volksunion (DVU). Für das DVU-Sprachrohr "National-Zeitung", die
auflagenstärkste Publikation im rechtsextremen Lager, schrieb Dröse auch unter den Pseudonymen Bernhard Barkholdt,
Borussius und vista.
Bernd Dröse war in den 70er Jahren Mitglied im Landesvorstand Nordrhein-Westfalen und Bundesvorstand der
Jungen Nationaldemokraten (JN). Er war außer in der DVU auch Mitglied in der Nationaldemokratischen Partei Deutschlands (NPD)
und maßgeblich am so genannten "Deutschlandpakt" zwischen DVU und NPD beteiligt.
Projektarbeit für Schüler
Textanalyse Teil 1:
Worum handelt es sich bei VVN, RFB und KPD?
Worum handelt es sich bei DVU, JN und NPD?
Stimmen Sie dem Inhalt des Artikels zu?
Falls Sie nicht zustimmen: Weil Sie eine andere politische Richtung als der Autor vertreten oder weil Sie
zu verschiedenen Aussagen des Artikels Gegenargumente haben?
Falls Sie Gegenargumente haben: Stellen Sie den Aussagen des Artikels Ihre Gegenargumente tabellarisch gegenüber.
Versuchen Sie, Ihre Position mit Fakten und Quellen zu untermauern.
Textanalyse Teil 2:
Bestimmen Sie folgende Begriffe:
Neonazistisch
Rechtsextremistisch
Nationalistisch
Verfassungsfeindlich
Nationalsozialistisch
Markieren Sie in dem Artikel alle Aussagen, für die einer oder mehrere dieser Begriffe zutreffen,
mit fünf verschiedenen Farben.
Rollenspiel:
Führen Sie eine Verhandlung vor einem Plenum durch.
Ein Schüler vertritt den Autor, ein Schüler vertritt die Gegenposition. Das Plenum stimmt ab.