Georg-Elser-Straße in 92348 Berg b.Neumarkt i.d.OPf.
Ein fast Vergessener kommt wieder auf den Weg
Der Schwabe Georg Elser steht mit seinem Namen Pate für eine neu ausgebaute Straße in der Gemeinde Berg
BERG - Georg Elser war...Schauspieler? Olympia-Sieger? Erfinder? Die Bürger in Berg müssen
nicht mehr raten. Für sie gehört der Name jetzt fest zur Gemeinde, denn seit gestern heißt
eine Seitenstraße der Ortsdurchfahrt "Georg-Elser-Straße". Späte Ehre für einen Bauernsohn
und Bombenbauer.
Der Moment, kurz bevor das neue Schild in die Senkrechte befördert wurde: Bergs Bürgermeister Helmut Himmler
(2. v. li.) sprach sich für Georg Elser aus – und erhielt eine einwandfreie Zustimmung.
Foto: Fritz Etzold
Er schrie nicht "Heil Hitler", seinem rechten Arm untersagte er jegliche Streckung
zum Gruß und wenn "der Führer" aus dem Volksempfänger dröhnte, verließ er den Raum.
Das Datum, das Georg Elser einen Platz in den deutschen Geschichtsbüchern sichern
sollte, war der 8. November 1939.
Mit unermesslichem Aufwand hatte der schwäbische Tüftler heimlich eine Bombe im Münchner
Bürgerbräukeller installiert. Modell Eigenbau mit Zeitzünder. Wäre Hitler bis zur
geplanten Zeit geblieben, wer weiß, wie sich die Geschichte fortgeschrieben hätte.
Doch der Diktator verließ den Keller 13 Minuten zu früh.
Elser wurde gefangen und ins KZ Dachau gebracht. Dort töteten ihn die Nazis kurz
vor Kriegsende durch einen Genickschuss.
Standfestigkeit erforderlich
Gestern schwankte er kurz, bevor er sicher stehen blieb. Zwei Gemeindemitarbeiter in
orangefarbenen Kitteln hielten das Schild mit dem Namen Georg Elsers in ihren Händen.
70 Zentimeter tief muss das Rohr in die Erde, damit ihm weder Wind noch Vandalismus
etwas anhaben können, erklärt einer. Elser soll nicht mehr kippen, er soll ja allen
Widrigkeiten trotzen — diesmal wenigstens.
Bürgermeister Helmut Himmler blickt auf das neue Straßenschild und ist zufrieden.
Einstimmig, betont er, einstimmig habe sich der Gemeinderat seinem Vorschlag angeschlossen.
Himmler will Elser vom Grund der Geschichtsbücher etwas nach oben befördern.
Gerade weil er so vieles nicht war: adlig, bildungsbürgerlich, vermögend.
"Ein einfacher Mann aus dem Volk war er", sagt Himmler.
Da Georg Elser nicht einfach mit seinem Namen für eine Geschichte steht, erhält
das blaue Straßenschild eine weiße Tafel, die den Passanten über den Hitler-Attentäter aufklärt.
Mit dem Ausbau der einstigen Schotterstraße sind in Berg nahezu alle Straßen benannt,
alle Namen vergeben. Thematisch schließt sich die Straße an den "Sophie-Scholl-Platz"
im Zentrum an. Es gibt nicht wenige Gemeinden, die sich mit der Vergangenheit schwerer
tun. Ein Platz, eine Straße auch nur namentlich in die Nähe des Nazi-Deutschlands zu
rücken — da greift man doch bequemer zu Komponisten und Dichtern.
Sind die NS-Widerstandskämpfer auch ein klares Signal an Ewiggestrige, die es
innerhalb der Gemeinde gibt? Himmler stellt lieber die Ehre für die Person Georg
Elser in den Vordergrund. Aber auch wenn das Schild nun fest steht — schwingt
doch eine Botschaft mit.