Georg-Elser-Denkmal in Konstanz

Hinweisschild und Büste im Wessenberg-Garten, Schwedenschanze 10 in Konstanz.

Kurz vor dem Grenzübergang in die Schweiz in der Kreuzlinger Straße geht es rechts in die Schwedenschanze. Dort erreicht man nach etwa 130 Metern den Wessenberg-Garten mit der Haus-Nr. 10, wo sich das Denkmal befindet.

Georg Elsers Festnahme im Wessenberg-Garten in Konstanz am 8.11.1939

YouTube Video des Denkmals

Pressespiegel bis zur Enthüllung am 8. November 2009

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Enthüllung der Elser-Büste des Radolfszeller Bildhauers Markus Daum am 8.11.2009 in Gegenwart von Elsers Schwiegertochter Isolde Bühl im Wessenberg-Garten. Hier wurde Elser wenige Meter vom Grenzzaun entfernt genau siebzig Jahre zuvor von Zöllnern gefasst, als er in dies Schweiz fliehen wollte. Museumsdirektor Tobias Engelsing und der emeritierte Konstanzer Geschichtsprofessor Lothar Burchardt sprachen bei der Gedenkfeier vor hunderten Gästen von einem mutigen Einzelkämpfer, der in einer gleichgeschalteten Gesellschaft als einer der wenigen gegen den Terror etwas zu unternehmen versucht habe. Fotos: Siegmund Kopitzki, Olli Hanser (www.suedkurier.de).


Erster Entwurf der Elser-Büste

VON DR. TOBIAS ENGELSING

   
Es gibt ein Bild vom ersten Entwurf des Kopfes zum Konstanzer Mahnzeichen, gestaltet vom Bildhauer Markus Daum, Radolfzell, der den vom Gemeinderat ausgelobten Künstlerwettbewerb gewonnen hat.

Der Guss des Bronzekopfs in einer Basler Kunstgießerei findet in Kürze statt, die Planungen vor Ort laufen vorhabengemäß.

Das Mahnzeichen wird am 8.11.2009 vormittags direkt am Ort von Elsers damaliger Festnahme im Garten des Wessenberg-Sozialzentrums an der Schweizer Grenze enthüllt.

Darüberhinaus gedenken wir im Rahmen unserer PDF Sonderausstellung
"Sommer '39 - Alltagsleben am Anfang der Katastrophe" (bis 22. November 2009) auch der Konstanzer Jahre von Georg Elser. Im Begleitkatalog ist ein ausführlicher Beitrag über Elsers Konstanzer Jahre und seine Festnahme mit einigen neuen Erkenntnissen enthalten.

Der Autor ist Direktor der Städtischen Museen in Konstanz


Rat stimmt Mahnzeichen für Georg Elser zu

Konstanz bekommt ein Georg-Elser-Denkmal. Der Gemeinderat stimmte am späten Donnerstagabend dem Votum der Expertenjury zu. Der Radolfzeller Bildhauer Markus Daum wurde mit der Gestaltung des Mahnzeichens beauftragt. In einer Gedenkfeier am 8. November soll das Kunstwerk enthüllt werden.

VON MICHAEL LÜNSTROTH

Modell des geplanten Elser-Denkmals

   
Konstanz. Als der Sieger am späten Donnerstagabend im Gemeinderat verkündet wurde, war eben jener längst nicht mehr vor Ort. "Der Künstler Markus Daum lässt sich entschuldigen, weil er noch einen anderen Termin hatte", erklärte Museumschef Tobias Engelsing.

Offensichtlich hatte Daum die Diskussionsfreude des Konstanzer Stadtparlaments unterschätzt. Aufgrund der langen Tagesordnung mit den gewichtigen Themen Klinikum und Konzerthaus verschob sich der Punkt "Mahnzeichen für Johann Georg Elser" Stund um Stund – und am Ende blieben nur noch Engelsing und Ute Hübner vom Hermann-Hesse-Höri-Museum aus der Expertenjury übrig.

Sie erlebten jedoch, dass ihre Juryarbeit fraktionsübergreifend gelobt wurde. Zum Beispiel von Alexander Stiegeler (Freie Wähler), der die Arbeit der Jury "sehr gut" nannte. "Ich bin stolz darauf, dass Konstanz diesem mutigen Mann ein Mahnzeichen setzt", sagte Stiegeler weiter.

Erleichtert zeigte sich auch Brigitte Leipold (SPD): "Das ist ein gutes Denkmal an der richtigen Stelle. Ich bin froh, dass wir jetzt etwas machen, für das wir uns nicht schämen müssen", so die Sozialdemokratin.

    Markus Daun

Der Radolfzeller Künstler Markus Daum (* 1959).

Selbst der einstige Kritiker des Verfahrens, Peter Müller-Neff (Freie Grüne Liste) zeigte sich versöhnt: "Es stand ja einiges zwischen uns", sagte er an den Museumschef Engelsing gewandt, "aber die Jury hat den, auch aus unserer Sicht, mit Abstand besten Entwurf gefunden. Markus Daum hat sich engagiert dem Thema gewidmet." Zustimmung gab es auch von der CDU. Zudem merkte Wolfgang Müller-Fehrenbach an, dass die zusätzlichen Kosten auf jeden Fall von der Stadt übernommen werden sollten. "Das ist auch ein Zeichen des Bekenntnis zu Georg Elser und seinem Mut", so Müller-Fehrenbach.

In zwei Sitzungen hatte sich diese achtköpfige Jury von sechs eingereichten Arbeiten für die des Radolfzellers Bildhauers Markus Daum entschieden. "Der Künstler hat sich ganz bemerkenswert und

   

An der Schwedenschanze wurde Elser am 8.11.1939 festgenommen. Grafik: Orlowski

intensiv mit der Persönlichkeit Georg Elser auseinander gesetzt. Er kombiniert die schlichte Formsprache des 21. Jahrhunderts im Betonsockel mit Anklängen an das 20. Jahrhundert im Porträtkopf. Markus Daum hat die Jury mit seinem Entwurf komplett überzeugt", sagte Tobias Engelsing.

Diesem Votum hat sich der Gemeinderat nun einstimmig angeschlossen. Ebenso dem Antrag auf weitere 13 000 Euro.

Insgesamt liegt das Budget für das Denkmal dann bei 38 000 Euro. Eingeschlossen sind hier aber sowohl die Wettbewerbskosten, das Künstlerhonorar als auch das geplante Begleitprogramm zur Eröffnung des Elser-Mahnzeichens am 8. November dieses Jahres.

An diesem Tag jährt sich das Attentat auf Adolf Hitler zum 70.Mal – ebenso die Festnahme Georg Elsers an der Schwedenschanze nahe des Emmishofer Zolls. Bei der geplanten Gedenkfeier sollen auch Angehörige von Georg Elser anwesend sein. Weitere Elser-Denkmale gibt es bereits unter anderem in Berlin, Königsbronn, Heidenheim und Freiburg.

Bürger können spenden

Nach dem einstimmigen Votum des Gemeinderats für den Portrait-Entwurf des Bildhauers Markus Daum fällte Stadtrat und Gastronom Anselm Venedey eine spontane Entscheidung: Als Wirt des Lokals, das nach dem liberalen letzten Konstanzer Bistumsverweser, Ignaz Heinrich Freiherr von Wessenberg, benannt ist, stiftete Venedey 500 Euro für das Mahnzeichen und die geplante Ausstellung des Rosgartenmuseums. In der gleichen Ratssitzung hatte der Konstanzer Ulrich Motz während der Bürgerfragestunde bereits dazu aufgerufen, bürgerschaftlich für das Mahnzeichen zu stiften. Diese Möglichkeit besteht weiter:

Bürger, die sich dem Gedenken an Elser verbunden fühlen, können einen Beitrag leisten, Empfänger: Stadt Konstanz, Stichwort "Elser", Sparkasse Konstanz BLZ 690 500 01, Konto Nr. 71886, Haushaltsstelle 1.3210.177 000. Die Stadt stellt den Stiftern eine Spendenbescheinigung aus .

Quelle: Südkurier Konstanz 25.4.2009 - www.suedkurier.de

PDF Stuttgarter Landesregierung unterstützt Konstanzer Elser-Denkmal mit 5000 Euro


Klares Votum für Elser-Denkmal

Museumsdirektor Tobias Engelsing kann mit der Vorbereitung des Künstlerwettbewerbs für das Mahnzeichen für den Hitler-Attentäter Johann Georg Elser beginnen. Einstimmig unterstützten die Stadträte hier die Vorschläge des Museumschefs.

VON MICHAEL LÜNSTROTH

Konstanz. Museumsdirektor Tobias Engelsing kann mit der Vorbereitung des Künstlerwettbewerbs für das Mahnzeichen für den Hitler-Attentäter Johann Georg Elser beginnen. Das ist das Ergebnis von Beratungen im Haupt- und Finanzausschuss (HFA). Einstimmig unterstützten die Konstanzer Stadträte hier die Vorschläge des Museumschefs. Klar ist jetzt auch: Das Denkmal wird an der Schwedenschanze stehen, dem historischen Ort der Festnahme Georg Elsers am 8. November 1939. Den möglichen Alternativstandort am Georg-Elser-Platz in Petershausen haben die Ausschuss-Mitglieder deutlich abgelehnt.

Als nächster Schritt wird nun eine Jury berufen, die den Siegerentwurf des Künstlerwettbewerbs küren soll. Auf Vorschlag von Tobias Engelsing sitzen darin unter anderem: Michael Günther, Vorsitzender des Konstanzer Kunstvereins, Dorena Raggenbass, Kreuzlinger Kulturstadträtin, Norbert Müller, Münsterbaumeister und Beauftragter an der Universität für Kunst am Bau, und Lothar Burchhardt, Historiker von der Universität Konstanz. Aufgefüllt wird das Gremium von der Verwaltungsseite mit Kulturbürgermeister Claus Boldt, Tobias Engelsing und dem Leiter des Stadtarchivs, Jürgen Klöckler. Diese Jury wird über die Künstlerentwürfe beraten und ihre Favoriten dann dem Gemeinderat zur Entscheidung vorlegen.

In seiner Vorlage zur Sitzung hatte Engelsing einige Vorgaben zu dem Entwurf gemacht. Eine Porträtbüste sollte es sein im Bronzeguss und das Ganze "auf einer Steinstele mit stabilem Fundament". Wie das jedoch konkret aussehen soll, das wolle man den Künstlern überlassen, sagte der Museumschef in der Ausschuss-Sitzung. Das Mahnzeichen soll am 8. November 2009, dem 70. Jahrestag von Elsers Festnahme an der Schwedenschanze, enthüllt werden.

Bemerkenswert an der Sitzung war zudem, dass der eilends gestellte Antrag der Freien Grüne Liste, auf weitere Beratungen zu dem Thema im Kulturausschuss, keinerlei Erwähnung mehr fand. Inge Egler (FGL) sprach sich vielmehr deutlich für die Vorschläge der Verwaltung aus. Von Kritik und Unbehagen darüber, dass die Beratungen im HFA und nicht im Kulturausschuss erfolgten, war keine Rede. Antragssteller und Parteifreund Peter Müller-Neff könnte sich dadurch durchaus düpiert fühlen. Hatte er sich doch besonders empört darüber gezeigt, dass die Entscheidung dem Kulturausschuss entrissen wurde. Nach dieser Entscheidung kommentierte Müller-Neff süffisant: "Jetzt kann man auch alle Kulturthemen im HFA behandeln, dann geht es immer schneller und die Kulturausschuss-Mitglieder haben eine Sitzung weniger."

Quelle: Südkurier Konstanz 18.11.2008 - www.suedkurier.de


Grüne wollen Museumschef ausbremsen

Die Diskussionen um das Georg-Elser-Denkmal in Konstanz gehen weiter: Die Fraktion der Freien Grünen Liste (FGL) hat beantragt, das Thema gesondert in einer gemeinsamen Sitzung des Kulturausschuss und des Technischen und Umweltausschuss am 4. Dezember zu beraten.

Konstanz (lün) Die Diskussionen um das Georg-Elser-Denkmal in Konstanz gehen weiter: Die Fraktion der Freien Grünen Liste (FGL) hat beantragt, das Thema gesondert in einer gemeinsamen Sitzung des Kulturausschuss und des Technischen und Umweltausschuss am 4. Dezember zu beraten. Für die FGL ist die heutige Beratung (16 Uhr, Ratssaal) im Haupt- und Finanzausschuss (HFA) der falsche Ort, um über das geplante Mahnzeichen zu diskutieren.

Eine inhaltliche Debatte müsse demnach im Kulturausschuss geführt werden. Die Verwaltung hatte das Thema auf die Tagesordnung des HFA gesetzt, um das Verfahren und einen möglichen Künstlerwettbewerb schnell beginnen zu können. Mit dem neuen Antrag sieht die FGL das Zeitargument ausgehebelt. Schließlich könne der Gemeinderat nach den Vorschlägen der Grünen abschließend im Dezember beraten.

Kritische Punkte aus Sicht der FGL sind noch: "Der Standort ist zu diskutieren (möglich sind derzeit: der historische Ort von Elsers Festnahme an der Schwedenschanze oder der Georg-Elser-Platz in Petershausen, d. Red.). Muss es eine Büste wie in Berlin sein? Sollten in einem Wettbewerb nicht auch Alternativen zur allein vorgeschlagenen Portraitbüste erwünscht sein? Welche Jurymitglieder werden berufen in das Wettbewerbsgremium?", heißt es in dem Antrag der von den beiden Stadträten Werner Allweiss und Peter Müller-Neff unterschrieben ist. Sie wünschen sich insgesamt ein transparentes Verfahren und eine offene Diskussion.

Museumsdirektor Tobias Engelsing hat in der Vorlage zur heutigen HFA-Sitzung bereits Vorgaben für das zu errichtende Mahnzeichen gemacht: es soll ein Bronzeguss auf einer Steinstele werden. Eine Jury aus "historisch-wissenschaftlich, künstlerisch und kunsthistorisch kompetenten" Personen soll dann den Siegerentwurf ermitteln. Wer letztlich in dieser Jury sitzt, darüber will der Museumschef entscheiden. Nun prescht Engelsing in dieser Angelegenheit vor und wird dabei von Kulturbürgermeister Claus Boldt (CDU) unterstützt. Auch er war gegen weitere Beratungen zum Thema im Kulturausschuss. Vielmehr sei jetzt eine schnelle Entscheidung gefordert, so Boldt.

Unterdessen hat auch die SPD-Fraktion einen Antrag zum Thema gestellt. Die Verleihung des Georg-Elser-Preises, der alle zwei Jahre für Zivilcourage verliehen wird, soll im kommenden Jahr in Konstanz stattfinden. Der Preis ist mit 5000 Euro dotiert und soll, nach SPD-Antrag, aus der Stadtkasse gezahlt werden. Initiator dieser Auszeichnung sind die Georg-Elser-Arbeitskreise.

Quelle: Südkurier Konstanz 13.11.2008 - www.suedkurier.de


Stadt diskutiert über Mahnzeichen für Georg Elser

Was Berlin schon hat, soll Konstanz auch bald bekommen: Ein Mahnzeichen für den Hitler-Attentäter Johann Georg Elser. Am Donnerstag wird das Thema im Haupt- und Finanzausschuss behandelt.

  
In Berlin wurde die Büste des Hitler-Attentäters bereits Ende September enthüllt. In Konstanz wird am Donnerstag über die Errichtung eines Mahnzeichens diskutiert. Bild: Archiv

Konstanz – Die Spuren, die Hitler-Attentäter Georg Elser in Konstanz hinterlassen hat, sollen deutlicher gemacht werden. In diesem Punkt sind sich Verwaltung und Gemeinderat einig. Darüber hinaus gibt es einige Punkte, die strittig sind. Bereits in der jüngsten Sitzung des Kulturausschusses äußerten einige Stadträten ihren Unmut über die Entscheidung der Verwaltung, das Thema im Haupt- und Finanzausschuss und nicht im Kulturausschuss zu beraten. Eine Errichtung eines solchen Denkmals sei doch eine kulturelle Frage und gehöre in den Kulturausschuss, meinte etwa Peter Müller-Neff (FGL).

Tatsächlich habe diese Entscheidung gute Gründe, sagt Tobias Engelsing, Leiter der städtischen Museen. "Wenn wir zum Jahrestag am 8. November 2009 das Denkmal enthüllen wollen, dann drängt jetzt die Zeit. Wir brauchen möglichst schnell einen beschließenden Ausschuss", so Engelsing. Der Kulturausschuss kann lediglich Beschlüsse empfehlen. Engelsing hat sich umgehört bei vergleichbaren Denkmal-Initiativen und um eine Einschätzung des zeitlichen Rahmens gebeten. Die Antwort sei unisono gewesen: Ein Jahr ist ziemlich knapp. Möglicherweise erinnerte sich der Museumsdirektor auch an die Diskussionen, die im Jahr 2003 um die Gedenkstele für die nach Gurs deportierten Konstanzer Juden geführt wurde. Damals hatten lange Debatten die Umsetzung hinausgezögert.

Nach den aktuellen Plänen sind derzeit 25000 Euro für die Errichtung des Mahnzeichens im Haushalt vorgesehen. Davon soll aber nicht nur der Künstler, sondern auch ein vorgeschalteter kleiner Wettbewerb und ein mögliches Rahmenprogramm zur Denkmals-Eröffnung gezahlt werden. Tobias Engelsing schlägt in seiner Vorlage zur Sitzung am Donnerstag (16 Uhr, Ratssaal) einen begrenzten Künstlerwettbewerb vor. Begrenzt auch deshalb, um den Kosten- und Zeitaufwand gering zu halten.

Und weil es künstlerische Vorgaben gibt: es soll ein Bronzeguss auf einer Steinstele werden. Eine Jury aus "historisch-wissenschaftlich, künstlerisch und kunsthistorisch kompetenten" Personen soll dann den Siegerentwurf ermitteln. Die Ergebnisse der Jury-Arbeit werden anschließend dem Gemeinderat zur Entscheidung vorgelegt. Wer letztlich in dieser Jury sitzen soll ist noch offen. Klar ist nur: Tobias Engelsing will den Wettbewerb vorbereiten und federführend durchführen.

Unklar ist noch der Ort des Mahnzeichens. Während der Museumsleiter weiter für den historischen Ort von Elsers Festnahme an der Schwedenschanze kurz vor der Schweizer Grenze plädiert, gibt es innerhalb der Verwaltung auch Stimmen, die das Denkmal am Georg-Elser-Platz in Peterhausen favorisieren würden.

Quelle: Südkurier Konstanz 12.11.2008 - www.suedkurier.de


Tobias Engelsing, Leiter der Konstanzer Städtischen Museen:
Konstanz will Georg-Elser-Büste errichten

Zum 70. Jahrestag am Ort seiner Festnahme an der Schweizer Grenze Neben Berlin will auch Konstanz dem Hitler-Attentäter Georg Elser ein offizielles Denkmal setzen. Am Ort seiner Festnahme an der Schweizer Grenze soll am 8. November 2009, zum 70. Jahrestag des gescheiterten Anschlags, eine Büste des Tischlergesellen errichtet werden, sagte der Leiter der Konstanzer Städtischen Museen, Tobias Engelsing, am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur dpa.

Die Gedenkstätte Deutscher Widerstand in Berlin habe fachliche Beratung zugesagt.

Der Bauernsohn aus Königsbronn (Kreis Heidenheim) hatte von 1925 bis 1932 in Konstanz und Umgebung gelebt und gearbeitet. In Konstanz erinnern bisher nur eine unscheinbare Tafel am Festnahmeort und ein abgelegener Platz in einem anderen Stadtviertel an Elser.

Die Forschung zum Widerstand im Nationalsozialismus räumt dem Einzeltäter Elser nach Engelsings Angaben aber wachsende Bedeutung ein. Er habe aus der Überzeugung heraus gehandelt, dass Hitler den Krieg bedeutete. Deshalb solle an den konkreten Menschen und dessen Mut gegen die Übermacht eines Diktators erinnert werden, betonte der Museumschef.

Quelle: Deutsche Presse-Agentur (dpa) 4.11.2008


Konstanz: Echtes Denkmal für Georg Elser gefordert
Portraitbüste in Bronze am Ort der Festnahme an der Schwedenschanze

Der im KZ Dachau hingerichtete Widerstandskämpfer Georg Elser soll in Konstanz endlich eine angemessene öffentliche Würdigung erfahren. Museumschef Tobias Engelsing und Stadtarchivar Jürgen Klöckler schlagen eine Portraitbüste vor, die an der Schwedenschanze aufgestellt werden könnte. Dort war Elser am Abend des 8. November 1939 gefasst und inhaftiert worden, als er in die Schweiz fliehen wollte.

VON JÖRG-PETER RAU

  
Eine bescheidene Tafel an der Schwedenschanze erinnert an den Widerstandskämpfer gegen die Nazi-Diktatur. Johann Georg Elser (1903-1945) lebte zwischen 1925 und 1932 in Konstanz, von hier aus wollte er nach dem missglückten Hitler-Attentat in die Schweiz fliehen. Bild: Rau
Konstanz - Er wollte den Hitlergruß nicht machen, konnte den Führerstaat nicht leiden, wusste, dass die braune Diktatur direkt in den Krieg führen würde und lebte von 1925 bis 1932 in Konstanz. ...

Zwar kein großer Sohn der Stadt, aber dennoch untrennbar mit Konstanz verbunden, spielt Georg Elser im Leben am Bodensee trotz des rührigen Wirkens eines Georg-Elser-Arbeitskreises um SPD-Stadträtin Sonja Hotz heute keine große Rolle.

Das wollen Tobias Engelsing, der Chef des Rosgartenmuseums, und Jürgen Klöckler, der Leiter des Stadtarchivs, nun ändern. Sie bitten den Stadtkämmerer, im Haushalt für 2009 jene 25000 Euro einzuplanen, mit denen ein Denkmal für Elser, eine kleine Publikation sowie ein Begleitprogramm, etwa für Schulen, möglich würde. Aus den Fraktionen im Rat habe er bereits viele positive Signale bekommen, sagte Engelsing auf Anfrage.

Das Denkmal könnte aus einer Portraitbüste in Bronze bestehen, jener Form der Erinnerung, die seit Jahrhunderten der Geschichte ein Gesicht geben soll. Rolf Brem aus Luzern, der als Bildhauer einiges Renommee genießt, hat Engelsing schon einmal angefragt - der hochbetagte Künstler würde das Werk schaffen. Bis zum 70. Jahrestag des Attentats am 8. November 2009 könnte die Büste auf einem Steinsockel an der Schwedenschanze errichtet sein:

Jörg-Peter Rau  
Jörg-Peter Rau

Wichtiger Vorstoß

VON JÖRG-PETER RAU

Georg wer? Elser? Während sich das politische Berlin längst mit dem Widerstandskämpfer gegen den Nazi-Terror beschäftigt, hat Konstanz für eine wichtige Figur der Stadtgeschichte lediglich die Benennung eines eher gesichtslosen Platzes und eine unauffällige Hinweistafel übrig. Daran muss sich etwas ändern, und zwar ganz unabhängig davon, dass im Jahr 2009 die 70. Wiederkehr des Attentats-Versuchs begangen wird.

Museumschef Tobias Engelsing und Stadtarchivar Jürgen Klöckler haben für ihren Vorstoß alle Unterstützung verdient. Statt um die fürwahr kläglichen Etats ihrer eigenen Häuser zu kämpfen, verwenden sie sich hier für eine Sache der ganzen Bürgergemeinde. Und wenn Berlin ein Elser-Denkmal bekommt, Konstanz es aber bei einem Täfelchen an der Schwedenschanze belässt, drohen nach der Debatte ums Scholz-Grab erneut Negativschlagzeilen aus der ganzen Republik.

Ob eine Portraitbüste nun die einzige mögliche Lösung für ein Denkmal ist, sei dahingestellt. Eine sinnvolle Würdigung ist es aber allemal: Elser bekäme ein Gesicht - an jener Stelle, an der sein Todesurteil durch eifrige Grenzwächter de facto bereits gefällt wurde. 25000 Euro sind eine angemessene Summe für ein angemessenes, dauerhaftes Gedenken. Und wer weiß, vielleicht finden sich in dieser reichen, geschichtsbewussten und im Kern doch liberalen Stadt auch einige Mäzene.

  
Direkt an der Schweizer Grenze, im Garten des Wessenberghauses (heute eine sozialpädagogische Einrichtung) war Elser auf der Flucht in Richtung Schweiz gefasst worden. Kurz darauf ging die Bombe hoch, und Elser wurde es zum tödlichen Schicksal, dass er neben einer Beißzange für den Zaun eine unbeschriftete Ansichtskarte des Tatorts bei sich trug.

An dem geschichtsträchtigen Ort erinnert heute nur eine schlichte Tafel an einen weithin unterschätzten Widerstandskämpfer. Sie war in den 80er Jahren auf Betreiben der SPD aufgestellt worden und gibt in knappen Worten wieder, was an dieser Stelle geschehen ist. Touristen auch mit gezieltem historischem Interesse verirren sich kaum an die Stelle, die auf keiner der neuen Info-Stelen verzeichnet ist.

Im Rosgartenmuseum selbst wird Elser dagegen gewürdigt, und auch das Stadtarchiv hat zusammen mit Studenten der Uni einiges zur Klärung der Vorgänge von damals beitragen können.

In seinem Werben um die Stele verweist Engelsing auch nach Berlin. Dort soll ebenfalls ein Elser-Denkmal errichtet werden. Hinter dem Vorhaben steht neben der Linkspartei der Dramatiker Rolf Hochhuth ("Der Stellvertreter"), der in Konstanz auch als Fürsprecher für den Erhalt des Grabes von Wilhelm von Scholz bekannt ist. In einem Interview mit der Wochenschrift "Freitag" sprach sich Hochhuth dafür aus, ein Denkmal an der Stelle der ehemaligen Reichskanzlei im Herzen Berlins zu schaffen. Der Konstanzer Erinnerungsort, so stellen es sich Engelsing und Klöckler vor, könnte gleichzeitig, am 8. November 2009, übergeben werden.

Quelle: Südkurier Konstanz 13.8.2008 - www.suedkurier.de


Georg Elser in Konstanz
Georg-Elser-Landkarte

Georg-Elser-Denkmal in Berlin (Moabit Spreebogen)
Georg-Elser-Denkmal in Berlin (Hochhuth-Initiative)
Georg-Elser-Denkmal in München
Georg-Elser-Denkmal in Königsbronn
Georg-Elser-Denkmal in Heidenheim-Schnaitheim
Georg-Elser-Denkmal in Freiburg

Hinweis zu der im obigen Kommentar erwähnten "Debatte ums Scholz-Grab"

Wilhelm von Scholz  
 W. von Scholz
Es geht um die von Rolf Hochhuth heftig kritisierte Einebnung des Grabes des Dichters Wilhelm von Scholz (1874-1969): "Seit Gründung der Bundesrepublik Deutschland hat man nie davon gehört, dass einer anderen Gemeinde irgendwo der Einfall gekommen wäre, das Grab eines Dichters zu vernichten - bis nun dies aus Konstanz ruchbar wurde!" In den Augen Hochhuths hat der heute nur noch in Fachkreisen bekannte Wilhelm von Scholz "weitaus die bedeutendste Kulturgeschichte der Bodenseelandschaft geschrieben". (Zitate von Hochhuth laut Stuttgarter Zeitung vom 31.12.2007)

Wilhelm von Scholz starb 1969 in Konstanz und wurde auf dem Allmannsdorfer Friedhof neben seinem im Ersten Weltkrieg gefallenen Sohn begraben. Die Familie - der Vater war Minister unter Bismarck, er liegt ebenfalls in Allmannsdorf - bezog 1890 die Villa "Seeheim". Von Scholz reüssierte als Dramatiker, Romancier und Lyriker. Seine kollaboristische Haltung gegenüber den Mächtigen im Dritten Reich war oft Gegenstand von Debatten. Die letzte führte dazu, dass der Gemeinderat sich dafür aussprach, die Frist für die Grabstätte der Familie nicht zu verlängern - gegen den Willen des Scholz-Verwandten Eike-Hans. (Südkurier Konstanz vom 13.8.2008)


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