Heidenheim: Hellenstein-Gymnasium und Georg-Elser-Arbeitskreis in Krakau
Beitrag zur Verständigung
Bei der Studienfahrt konnten die Schüler viel erfahren
Heidenheim "Mehr wissen, mehr sehen, mehr verstehen" - unter diesem Motto stand die diesjährige Studienfahrt des Hellenstein-Gymnasiums in Kooperation mit dem Georg-Elser-Arbeitskreis. Mit 16 Schülern aus den Klassen 10 und 11 sowie ihren Begleitlehrern Eva-Maria Böhler und Hans Ulrich Koch reiste auch der Elser-Spezialist Manfred Maier nach Krakau.
Schon am ersten Tag bestand die Gelegenheit, am Empfang "50 Jahre Römische Verträge" teilzunehmen. Dr. Angelika Eder, die Leiterin des Krakauer Goethe-Instituts, empfing die Heidenheimer Delegation, und Generalkonsul Dr. Thomas Gläser wies in seinem Festvortrag darauf hin, dass Europa nur zusammenwachsen könne, wenn sich Jugendliche aus verschiedenen Ländern begegneten.
In diesem Sinne besuchten die jungen Heidenheimer ihre Partnerschule, das Liceum Kristof Kamil Baczynskiego im Stadtteil Nova Huta, und arbeiteten einen Vormittag lang mit dem Deutschkurs der Abiturklasse. Schulleiter Andrzej Gorniak, der bereits dreimal in Heidenheim war, zeigte großes Interesse daran, die seit 2000 bestehende Zusammenarbeit mit dem Hellenstein-Gymnasium zu vertiefen.
Ein Höhepunkt war die Einladung der deutschen Schüler und ihrer polnischen Partner ins Krakauer Generalkonsulat. Generalkonsul Dr. Thomas Gläser machte dabei deutlich, welche Bedeutung die Bundesregierung deutsch-polnischen Schulpartnerschaften beimesse und ermunterte die jungen Leute, weiterhin aktiv am Friedenswerk der europäischen Einigung mitzuwirken. So wie die Begegnungen zwischen jungen Deutschen und Franzosen die Grundlage für die deutsch-französische Aussöhnung gebildet hätten, sei auch im Prozess der deutsch-polnischen Verständigung vor allem die Jugend gefordert.
Selbstverständlich besichtigte die Gruppe die bekannten Sehenswürdigkeiten der ehemaligen polnischen Hauptstadt vom großen Marktplatz bis zum Wawelschloss oberhalb der Weichsel, ebenso den früheren jüdischen Stadtteil Kazimierz und die Fabrik Oskar Schindlers, wo Tausende Juden durch "Schindlers Liste" gerettet wurden.
Dank der Zusammenarbeit mit dem Elser-Arbeitskreis wurden die Schüler von Prof. Russek vom Zentrum für jüdische Kultur empfangen, der am Beispiel Polens in die Geschichte des Judentums einführte. Somit waren die Schüler optimal auf den Besuch der Gedenkstätten im ehemaligen KZ-Stammlager Auschwitz I sowie im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau vorbereitet.
Zwei Veranstaltungen des Elser-Arbeitskreises hatte das Generalkonsulat organisiert: Manfred Maier referierte sowohl im Zentrum für jüdische Kultur in Krakau als auch in der internationalen Begegnungsstätte in Auschwitz und untermauerte an den historisch wichtigen Schauplätzen die These, dass bei einem Erfolg von Elsers Attentat der Massenmord an den Juden nicht stattgefunden hätte. Erstaunlich, dass beide Male rund 50 Besucher zu einem Vortrag in deutscher Sprache kamen und engagiert darüber diskutierten. Nach diesem Erfolg möchte der Elser-Arbeitskreis die Information über den Königsbronner Widerstandskämpfer im Ausland weiter vorantreiben.
Auch für das Hellenstein-Gymnasium dürfte die Studienfahrt Folgen haben: Angedacht sind verschiedene Projekte der deutsch-polnischen Kooperation und sogar der multilateralen Zusammenarbeit mit weiteren europäischen Partnerschulen. Im Laufe des Jahres möchte Generalkonsul Gläser die Elser-Gedenkstätte in Königsbronn kennen lernen und bei einem Besuch im Hellenstein-Gymnasium das Gespräch mit den jungen Menschen wieder aufnehmen.