Am Ulmer Theater wurde der Schauspieler 1968 für den Film "Der Attentäter" entdeckt
Immer noch spricht der Schauspieler Fritz Hollenbeck voller Begeisterung über eine seiner größten und erfolgreichsten Rollen:
Vor über 35 Jahren verkörperte er in dem Film "Der Attentäter" den Widerstandskämpfer Georg Elser. Danach hat er in
weit mehr als 50 Produktionen für Film und Fernsehen mitgewirkt, doch die Erinnerung an den Schreiner aus Königsbronn hat ihn nie mehr
losgelassen. Ein Hobel, den Elser einst anfertigte, hat einen Ehrenplatz in seinem Hamburger Wohnzimmer.
VON ULRICH RENZ
Der Schauspieler Fritz Hollenbeck spielte vor 35 Jahren in dem Film "Der Attentäter" den
Schreiner Georg Elser. Foto: Renz
Von 1966 bis 1971 war der aus Mecklenburg stammende Hollenbeck am Theater in Ulm engagiert. Und dort wurde er für den halbdokumentarischen Film entdeckt, den der Drehbuchautor Hans Gottschalk und der Regisseur Rainer Erler über Georg Elser drehten. Diese Auftragsarbeit des damaligen Süddeutschen Rundfunks, eine Co-Produktion der Bavaria GmbH mit dem französischen, italienischen und österreichischen Fernsehen, wurde am 9. November 1969 erstmals gesendet, erregte wegen seiner Betonung der Alleintäterschaft Elsers und der herausragenden Leistung des Hauptdarstellers Aufsehen und wurde später preisgekrönt.
Hollenbeck, 1929 geboren, hatte zu dieser Zeit schon eine wichtige Station in seinem Berufsleben hinter sich. Nach dem Start am Mecklenburgischen Staatstheater wurde er 1956 an das Ensemble von Bert Brecht in Berlin berufen. Die Arbeit unter der Intendantin Helene Weigel hat ihn sehr geprägt, wie er sich erinnert. Er wirkte in allen wesentlichen Inszenierungen mit, spielte unter anderem den jungen Bauern in der "Mutter Courage". Kurz vor dem Bau der Mauer im Jahre 1961 erhielt er die Genehmigung zur Ausreise aus der DDR und zog mit der Familie in den Westen.
Erste Station dort waren die Kammerspiele in Hamburg. Es folgte die Zeit in Ulm, wo die Tochter Abitur machte. Danach ging Hollenbeck, der schon früh freiberuflich für Rundfunk und Fernsehen arbeitete, wieder nach Hamburg und gehörte rund 30 Jahre lang zum Stamm des Ohnsorg-Theaters. Daneben spielte er in zahlreichen Filmen und Fernsehspielen mit. Unter anderem brillierte er als Onkel Bräsig in einer Serie nach Erzählungen des mecklenburgischen Mundartdichters Fritz Reuter. Mit angeschlagener Gesundheit zog er sich schließlich in den Ruhestand zurück und lebt nun mit seiner Frau, ebenfalls Schauspielerin, im Hamburger Stadtteil Eppendorf.
Der ehemalige HZ-Redakteur Ulrich Renz
Zu Ulrich Renz
Stimme für Elser
(ske) Seit mehr als 50 Jahren beschäftigt sich der ehemalige HZ-Redakteur
Ulrich Renz mit dem Hitler-Attentäter Georg Elser.
Der gebürtige Stuttgarter, Jahrgang 1934, ging in
Giengen zur Schule, machte in Heidenheim sein Abitur und erlernte Mitte der 50er Jahre bei der
HEIDENHEIMER ZEITUNG sein journalistisches Handwerk.
Später ging er zu den Nachrichtenagen-turen
UPI und ap, wo er später Chefredakteur wurde. Renz, der heute im Ruhestand in Karlsruhe lebt,
ist ehrenamtlicher Mitarbeiter der Georg-Elser-Gedenkstätte in Königsbronn.
In den harten Jahren nach dem Wegzug aus der DDR erreichte Hollenbeck das Angebot, Elser zu spielen: "Da kam ich wieder auf die Beine. Das war für mich beruflich ein sehr großer Erfolg und ein Fortschritt." Nach der Erstsendung im November 1969 hagelte es gute Kritiken für den Film und den Hauptdarsteller. Hollenbeck erhielt sehr viele lobende Zuschriften von Zuschauern und wurde noch in den Jahrzehnten danach immer wieder auf diese Rolle angesprochen.
Ähnlichkeiten von Elser und Hollenbeck waren in der Tat verblüffend. Der Schauspieler sah dem Attentäter so ähnlich, dass Georgs jüngerer Bruder Leonhard - zu Gast bei Dreharbeiten - erschrak und wortlos nach Hause ging. Erst am nächsten Tag kam ein Gespräch zwischen beiden zustande. Hollenbeck besuchte Leonhard dann zu Hause und erhielt bei dieser Gelegenheit den Hobel als Geschenk.
Fritz Hollenbeck hat zudem im Beruf den Hang zur Perfektion, der auch Georg Elser prägte. Er sagt selbst: "Ich gehöre zu den alten Komödianten, die in eine Rolle hineinschlüpfen". Den Anzug für die Rolle habe er wochenlang auch privat angehabt, damit der wirklich abgetragen ausgesehen habe. In die Taschen habe er Dinge gesteckt, die wohl auch ein Schreiner mit sich herumgetragen hätte. Als er nun all dies berichtete, zog seine Frau lakonisch Bilanz: "Du warst ja zum Schluss Elser."
Allerdings hatten die Ähnlichkeiten ihre Grenzen. Hollenbeck gesteht, dass er im Gegensatz zu dem perfekten Handwerker, den er so überzeugend darstellte, "zwei linke Hände" habe. Ein Fachmann habe ihm für bestimmte technische Szenen die richtigen Handgriffe beigebracht. Und im Film hat der stark schwäbelnde Elser nicht die Stimme des Norddeutschen Hollenbeck, sondern die Synchronstimme des schwäbischen Schauspielers Robert Nägele.