Das ZDF dreht einen 45-minütigen Film über den "Hitler-Attentäter"VON JENS EBER
Es muss ordentlich gekracht haben, damals, im Juli 1939, als Georg Elser im elterlichen Obstgarten am Königsbronner Flachsberg seine Zündversuche unternahm. Niemand konnte sich zu dieser Zeit einen Reim drauf machen, was der 36-Jährige bezwecken wollte. Dem Schreiner aber gaben die Versuche Aufschluss darüber, wie er die Bombe zu konstruieren hatte, mit der er am 8.November 1939 Adolf Hitler im Münchner Bürgerbräukeller töten wollte.
Heute ist Königsbronn längst bis an die Flanken des Flachsberges herauf gewachsen, und vom Obstgarten der Elsers, der an der heutigen Goethestraße liegt, ist nur noch ein kleines Stück übriggeblieben. Zwischen den Apfelbäumen streifte dieser Tage ein Kamerateam des Zweiten Deutschen Fernsehens umher, um einen Hauch von Geschichte einzufangen an einem Ort, an dem fast nichts mehr so ist wie vor 64 Jahren.
Auf den Spuren Georg Elsers: Ein Vier-Mann-Team des ZDF drehte in Königsbronn für einen Film über den Widerstandskämpfer. Foto: je
Das von Peter Hartl angeführte Quartett war in dieser Woche für drei Tage in Elsers Heimat tätig, um Interviews zu führen und etliche Ansichten der Gemeinde zu filmen. So sprach der Historiker und Journalist Hartl etwa mit einem ehemaligen Arbeitskollegen Elsers, der mit dem späteren "Hitler-Attentäter" im Königsbronner Steinbruch geschuftet hatte, und auch mit Ernst Vollmer, dem ältesten Sohn des damaligen Steinbruchbesitzers. Vor die Kamera traten zudem Hans Elser, Mitglied des Heidenheimer Elser-Arbeitskreises, und der frühere HZ-Chefredakteur Erwin Roth, der sich bereits in den Fünfzigerjahren intensiv mit Georg Elser befasste.
Aus Mangel an Archivmaterial müsse sich das Drehteam "stark auf die Motive stützen, die es noch gibt", sagt Hartl. In Königsbronn kamen da etwa der Bahnhof in Frage oder auch die Hallen der Schwäbischen Hüttenwerke, wo Elser einst eine Lehre begann.
Völlig begeistert fasst der ZDF-Mann seine Erfahrung rund um den Brenztopf zusammen: "Wir haben selten erlebt, dass wir durch die Bank nur Entgegenkommen und Hilfsbereitschaft finden." Das sei "durchaus nicht selbstverständlich". In der Tat war noch im SWR-Beitrag "Einer aus Königsbronn" von 1998 mehr von "überreden" als entgegenkommen die Rede.
Abgeschlossen sind bereits die Dreharbeiten in Konstanz und München. In der bayerischen Landeshauptstadt wurden per Aufruf in der Presse sogar zwei ältere Damen als Zeitzeuginnen ausfindig gemacht. Eine der beiden kannte jenen Schlosser, der dem Widerstandskämpfer unwissentlich Teile für die "Höllenmaschine" herstellte.
Seit einigen Jahren findet Georg Elser mehr und mehr seinen Platz im deutschen historischen Gedächtnis. Noch vor zehn Jahren, erinnerte sich Peter Hartl, sei er bei den Recherchen für seinen ersten Elser-Beitrag auf "allgemeine Ratlosigkeit" gestoßen. Heute sei der Kenntnisstand über Elsers Tat und seine Beweggründe" deutlich besser", glaubt Hartl. Dazu hätten einerseits Signale wie die Elser-Briefmarke beigetragen, aber auch die in den vergangenen Jahren "deutlich größere Berichterstattung".
Der momentan entstehende, 45-minütige Film über den schwäbischen Schreiner soll den Auftakt einer vierteiligen Dokumentationsreihe über Widerstand und Attentatsversuche gegen Hitler bilden, die im kommenden Jahr im Zusammenhang mit dem 60. Jahrestag des Attentats vom 20. Juli 1944 ausgestrahlt werden soll.