Geschichtsunterricht bei der 12. Klasse des Gymnasiums Gerabronn
"Ich habe den Krieg verhindern wollen"
Vortrag über den Hitler-Attentäter Elser
"Wie konnte es sein, dass die Deutschen, ein kultiviertes Volk, dem Rattenfänger Hitler hinterherliefen?" -
damit eröffnete Manfred Maier seine Ausführungen vor der 12. Klasse des Gymnasiums Gerabronn.
VON HANS ZIPPERER
Gerabronn. Mit einem knappen Auszug aus einem Tondokument vom 8. November 1938 vermittelte Maier einen Eindruck von der Rhetorik Adolf Hitlers, vom Inhalt seiner Rede im Münchner Bürgerbräukeller und von der fanatischen Begeisterung seiner Zuhörer. Einer Begeisterung, die heute schwer nachvollziehbar, aber aus der Zeit erklärbar ist: Die Arbeitslosigkeit nach der Weltwirtschaftskrise war - wenn auch mit fragwürdigen Maßnahmen - weitestgehend beseitigt.
Das Volk lag dem Führer jubelnd zu Füßen. Dass Juden und andere Missliebige in den Konzentrationslagern geschunden wurden, belastete viele Deutsche nicht - hatten die Nazis sie doch als Ursache allen Übels stigmatisiert. Der Demokratie weinten in Deutschland 1938 wenige nach: an den kaum gefestigten demokratischen Überzeugungen war Weimar zugrunde gegangen.
Was ließ in Georg Elser 1938 die Überzeugung, reifen, dass mit einem Attentat auf Hitler das kommende Unheil für weite Teile der Menschheit zu verhindern sei? Elser war im Südwesten Deutschlands und in Teilen der Schweiz beruflich herumgekommen. Fleißig; ein hochbegabter, geschickter Handwerker, der seine Fähigkeiten an vielen Arbeitsstätten in verschiedenen Berufen geschult und bewiesen hatte.
Die Gestapo tat sich schwer mit Elser: Er stammte aus einer unpolitischen Familie und war in keiner politischen Bewegung organisiert. Nie hatte er durch politisch gefärbte Gespräche auf sich aufmerksam gemacht. Dass er trotzdem politisch hochsensibilisiert war und differenziert dachte, überstieg die Vorstellungskraft der Gestapo. So legte sie sich von Anfang darauf fest, Elser sei ausländischer Spion, in Diensten des britischen Geheimdienstes.
Knapp, aber mit vielen Details schilderte Maier die Vorbereitung und Durchführung des Attentats: Bekannt ist das Ergebnis: Die Bombe detonierte zum vorgesehenen Zeitpunkt, "aber dreizehn Minuten zu früh". Hitler hatte den Bürgerbräukeller früher betreten als bei allen Gedenkveranstaltungen am 8. November vorher, schneller gesprochen und früher geendet.
"Von den 42 Attentaten, die während des Dritten Reiches auf Hitler verübt wurden, hatten nur das
Stauffenbergs am 20. Juli 1944 und das Elsers Erfolgsaussicht", wertete Maier. Ohne die Bedeutung
der sich überwiegend aus dem Militär rekrutierenden Männer des 20. Juli schmälern zu wollen, wies Maier
auf die Tatsache hin, dass der Einzeltäter Elser bereits vor Ausbruch des Krieges gegen Hitler stand und
diesen und seine Paladine Goebbels und Göring zu töten versuchte:"Ich habe den Krieg verhindern wollen."
Mit konzentriertem Zuhören und herzlichem Applaus bedankten sich die Schüler bei Manfred Maier für diesen eindrucksvollen Geschichtsunterricht.