Vor Georg Elser verneigen
Stolperstein-Aktion in Hermaringen stößt auf überraschend großes Interesse
Hermaringen. Seit Samstag, dem Tag der Deutschen Einheit 2009, erinnert an der Karlstraße 29 ein "Stolperstein" an Johann Georg Elser. An dieser Stelle stand einst das Geburtshaus des späteren "Hitler-Attentäters" aus dem einfachen Volk. Zahlreiche Bürger und Interessierte folgten der Verlegung durch den in Berlin geborenen Künstler Gunter Demnig.
VON JENS EBER
"Hier wohnte Georg Elser" ist in die Messingplatte auf dem Stein eingeprägt, gefolgt von den Lebensdaten jenes "unglaublich mutigen Mannes" (Bürgermeister Jürgen Mailänder), dessen Attentat auf Adolf Hitler am 8. November 1939 nur knapp scheiterte.
Der Gedenkstein hat die Ausmaße eines normalen Pflastersteins, die Inschrift ist entsprechend klein. Das führt zu einem Nebeneffekt, den er, sagte Gunter Demnig am Samstag, gar nicht geplant hatte: Wer die Inschrift lesen will, muss sich verbeugen - vor dem Opfer und seiner Geschichte.
Ihn freue insbesondere das Interesse Jugendlicher, sagte Demnig: die Vorstellungen über Millionen von Opfern des Nazi-Regimes blieben aufgrund ihrer schieren Größe abstrakt, wer sich aber das Schicksal einer einzelnen Familie vor Augen führen könne, bekomme ein Gefühl für das Ausmaß des Unrechts im Dritten Reich, so Demnig.
"Fast hätte es ein einfacher Schreiner von der Ostalb geschafft", sagte Bürgermeister Mailänder, der Elsers Tat in seiner Begrüßung in einer Reihe mit dem Widerstand um Claus Schenk Graf von Stauffenberg sah. Es gebe nun auch in Hermaringen einen Ort, an dem man sich vor Georg Elser verneigen könne.
Man wolle einen kleinen Beitrag zum Gedenken an Elser leisten, sagte Dr. Nikolai Czugunow-Schmitt, Vorsitzender der Bamberger Willy-Aron-Gesellschaft, die den "Stolperstein" gemeinsam mit dem Nördlinger Rudolf Backof gestiftet hat. Anerkennung zollte Czugunow-Schmitt nicht zuletzt dem Elser-Arbeitskreis, der viel für das Ansehen des gescheiterten Attentäters getan habe.
Manfred Maier zeigte sich als Vertreter des Arbeitskreises überrascht über die große Zahl der Interessierten. "Vor 20 Jahren war das noch undenkbar", sagte Maier. Schon damals habe der Arbeitskreis die Idee eines Elser-Denkmals entwickelt, allerdings sei die Zeit noch nicht reif gewesen. Zuerst habe Elsers Geschichte "aus Vergessenheit und Lügengebäuden" herausgeholt werden müssen.
Neben Denkmalen in Berlin, München und Konstanz wird 2010 auch in Königsbronn ein Elser-Denkmal errichtet werden (wir berichteten). Maier warb am Samstag um Spenden für das derzeit entstehende Kunstwerk. Weitere Informationen dazu gibt es auf der Internetseite des Arbeitskreises: www.georg-elser-arbeitskreis.de
Und auch die Geschichte der Stolpersteine soll weitergehen: 2010 sollen in Heidenheim weitere Steine zum Gedenken an politische Opfer der Nazi-Diktatur in den Boden eingelassen werden.
Heidenheimer Neue Presse 6.10.2009 - www.hz-online.de
Georg Elser: Denkmale und Gedenktafeln
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